Volkstrauertag 2025 – Erinnerung, Verantwortung und Mahnung zum Frieden
Was lernen wir aus der Vergangenheit? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Gedenkstunde zum Volkstrauertag, die am 16. November 2025 am Ehrenmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges auf dem Meeraner Friedhof von zahlreichen Besuchern begangen wurde. Der Volkstrauertag ist der Erinnerung an die Opfer der Kriege und der Gewaltherrschaften gewidmet und er mahnt auch in der Gegenwart zum Frieden.
Bürgermeister Jörg Schmeißer begrüßte die Besucherinnen und Besucher und dankte ihnen herzlich für ihr Kommen. Unter den Anwesenden waren Stadträte der Stadt Meerane, Dezernentinnen und Dezernenten und Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie Dr. Peter Ohl, Bürgermeister a.D. und Ehrenbürger der Stadt Meerane. Herzlich willkommen hieß der Bürgermeister auch die Mitglieder der Reservistenkameradschaft des Reservistenverbandes der Landesgruppe Sachsen, vertreten durch Hauptmann Janko Schubert, den Obergefreiten der Reserve Tino Werler und Hauptfeldwebel der Reserve Lars Schubert sowie den Posaunenchor der Kirchgemeinde St. Martin Meerane.
Zu Beginn seiner Ansprache betonte Jörg Schmeißer die Bedeutung des Mahnmals auf dem Meeraner Friedhof und des gemeinschaftlichen Wachhaltens der Erinnerung: „Wir stehen heute hier zwischen den Gräbern von Menschen, deren Leben von Krieg, Gewalt und Unrecht überschattet waren. Wir stehen hier in einer Zeit, in der der Friede, den wir so lange als selbstverständlich erlebt haben, wieder brüchig geworden ist.“ Jörg Schmeißer hob den Gedenktag als Tag der Verantwortung hervor, der die Menschen daran erinnert, wie zerbrechlich Frieden ist und wie kostbar Demokratie bleibt. Im Angesicht unserer Gegenwart sind diese Gedanken von großer Bedeutung, so der Bürgermeister. Er erinnerte in seiner Rede an die Kriege der Vergangenheit. Gleichzeitig verwies er auf die Kriege und militärischen Konflikte der Gegenwart und verdeutlichte, dass die Augen auch in unserem Land vor Hass, Ausgrenzung, Antisemitismus und politischer Gewalt nicht verschlossen werden dürfen. „Der Volkstrauertag mahnt uns nicht wegzusehen. Er fordert uns auf, hinzuschauen, hinzuhören und einzuschreiten, wenn Menschenwürde verletzt wird.“ Jörg Schmeißer machte deutlich, dass die Erinnerung wichtig ist, doch sie allein nicht ausreicht – denn Frieden wächst nicht von selbst. „Er braucht Menschen, die sich füreinander einsetzen. Er braucht Bürgerinnen und Bürger, die sich nicht von Angst oder Hass leiten lassen. Und er braucht junge Menschen, die verstehen, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist“, so der Bürgermeister. In seiner Rede sprach Jörg Schmeißer herzlichen Dank allen aus, welche die Erinnerung lebendig halten, sich für Frieden und Demokratie einsetzen und damit zeigen: „Wir vergessen nicht!“
Der Stadt Meerane ist es ein besonderes Anliegen, den Kriegstoten und der Opfer der Nationalsozialisten zu gedenken ihre Schicksale in Erinnerung zu rufen. In diesem Jahr wurde die Gedenkstele für die Opfer der sogenannten Aktion T4, der systematischen Ermordung von Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen sowie psychischen Erkrankungen durch die Nationalsozialisten, um einen weiteren Namen ergänzt: Herrn Rudolf Hendel, geboren am 18. Juli 1912 in Meerane und ermordet am 12. Juli 1941 in Pirna-Sonnenstein.
Aus der Erinnerung Hoffnung zu schöpfen und mit ihr über die Gräber hinaus Brücken zu bauen zwischen Generationen, zwischen Völkern und zwischen Menschen, wünschte Jörg Schmeißer den Anwesenden. Er rief auf, nicht nur zu trauern, sondern auch mutig zu sein für Demokratie, für Menschlichkeit und für Frieden. „Denn der Frieden beginnt nicht irgendwo da draußen. Er beginnt hier bei uns“, so der Bürgermeister. Jörg Schmeißer endete seine Ansprache mit den Worten: „Möge dieser Tag uns mahnen, aber auch stärken: für eine Zukunft, in der Hass keine Macht hat und in der wir die Würde jedes Menschen achten. Nie wieder Krieg. Nie wieder Gewalt. Nie wieder Hass.“
Thomas Kratzmann von der Katholischen Kirche Mutterschaft Mariens Meerane und Pfarrer Ragnar Quaas von der Evangelischen Kirche sprachen zu den Anwesenden. Der Posaunenchor der Kirchgemeinde St. Martin Meerane umrahmte die Gendenkveranstaltung zum Volkstrauertag musikalisch.
Thomas Kratzmann von der Katholischen Kirche Mutterschaft Mariens Meerane griff in seiner Ansprache Worte und Gedanken aus dem Lied „Kinder an die Macht“ von Herbert Grönemeyer auf und hinterfragte die Bedeutung von Macht und Ohnmacht. Die Macht, mit der Kriege ins Leben gerufen wurden, und die Ohnmacht aller, die kämpfen, leiden und sterben mussten. Gleichzeitig machte Thomas Kratzmann auch Hoffnung und betonte die Macht derjenigen, die überlebten und ihre Geschichten erzählen können, um zur Abkehr vom Krieg und zum Frieden beizutragen. Auch heute verspüren die Menschen Ohnmacht, so Thomas Kratzmann. Doch es steht dagegen die Macht der Hoffnung auf den Frieden.
Von der Evangelischen Kirche sprach Pfarrer Ragnar Quaas zu den Gästen und hob seine Freude darüber hervor, dass die Gedenkfeier zum Volkstrauertag und die Pflege der Gedenkstätten in Meerane eine gute Tradition ist. Auch aus seiner Familiengeschichte berichtete Pfarrer Quaas und machte damit eindrücklich deutlich, wie wichtig die Erinnerung ist, um sich die Schrecken von Krieg und Gewaltherrschaft und das Leid ihrer Opfer bewusst zu machen und damit aus der Vergangenheit zu lernen.
In seiner Ansprache ging Ragnar Quaas auch auf die Frage danach ein, was jeder Einzelne für den Frieden tun kann und benannte Alltagsbeispiele: die Teilnahme an Veranstaltungen wie dem Volkstrauertag, das Setzen von Zeichen für den Frieden und das Erinnern an die Grausamkeit des Krieges mit Dokumentationen, der Pflege von Gedenkstätten – all dies sind Mahnungen für den Frieden. Und überall, wo sich Menschen die Hand reichen, wird etwas für den Frieden getan, so Pfarrer Quaas.
Zum Abschluss der Gedenkstunde sprach Bürgermeister Jörg Schmeißer das Totengedenken.
Bürgermeister Jörg Schmeißer und Vertreter der Reservistenkameradschaft des Reservistenverbandes der Landesgruppe Sachsen legten Kränze am Ehrenmal Zweiter Weltkrieg auf dem Friedhof Meerane nieder.
Jörg Schmeißer legte auch einen Kranz am Mahnmal des ersten Weltkrieges in Waldsachsen nieder.