Volkstrauertag 2018: Erinnerung, Besinnung und Mahnung

Gedenkstunde auf dem Friedhof Meerane / Kranzniederlegungen an Ehrenmalen in Dittrich, Seiferitz, Waldsachsen und am Bürgergarten

Erinnerung, Besinnung und Mahnung – unter diesen Gedanken stand die Meeraner Gedenkstunde zum Volkstrauertag am 18. November 2018 auf dem Friedhof Meerane. Bürgermeister Professor Dr. Lothar Ungerer begrüßte am Ehrenmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges die Gäste, darunter Meeraner Stadträtinnen und Stadträte, Bürgerinnen und Bürger.

Mitgestaltet wurde die Gedenkstunde durch die Reservistenkameradschaft des Reservistenverbandes der Landesgruppe Sachsen – vertreten durch Leutnant der Reserve Janko Schubert, die Obergefreiten der Reserve Tino Werler und Christian Ligotzky, Stabsunteroffizier der Reserve Lars Schubert und Oberstabsgefreiten der Reserve Florian Dittrich – und der Evangelischen Kirchgemeinde St. Martin, Herrn Pfarrer Christian Freyer. Der Posaunenchor der Evangelischen Kirchgemeinde unter Leitung von Kantor Norbert Ranft-Knopfe umrahmte die Gedenkstunde musikalisch.

„Am Volkstrauertag blicken wir zurück auf den Schmerz, den zwei Weltkriege mit sich gebracht haben. Er ist ein Tag der Erinnerung und der Besinnung: der Erinnerung an Krieg und Gewalt und des Gedenkens an die Kriegstoten. Das Jahr 2018 steht in der Erinnerung an den Waffenstillstand vor 100 Jahren. Am 11. November 1918 sind die europäischen Völker mit ihren Soldaten nach vier Kriegsjahren erschöpft vom Kämpfen, so überfordert von der Unmenschlichkeit des Krieges und der Allgegenwart des Todes. Das Jahr 2018 steht auch in der Erinnerung an die Pogromnacht vor 80 Jahren und dem Gedenken an die Opfer der Gewalt“, sagte Professor Dr. Ungerer zu Beginn der Gedenkstunde.
Beide Weltkriege haben sich tief in das Leben der Meeraner eingeschnitten, am Ende trauerten die Familien um 1.852 gefallene Soldaten. Professor Dr. Ungerer: „Der Volkstrauertag mahnt heute deshalb auch zum Frieden. Er ist ein Tag, der uns erinnert, dass der Frieden nicht selbstverständlich ist. Heute tragen wir gemeinsam Verantwortung dafür, dass unsere Werte, dass Frieden erhalten bleibt.“

Nach dem Verlesen des Totengedenkens, welches durch Bundespräsident Theodor Heuss 1952 eingeführt worden war, legten der Bürgermeister und die Reservistenkameradschaft Kränze am Ehrenmal ab, begleitet vom „Lied vom Guten Kameraden“ durch den Posaunenchor.

Kriegsgräber sind Mahnmale, betonte der Bürgermeister in seiner Gedenkrede. Kriegsgräber erinnern uns, dass der Frieden kostbar ist, die Kriegsgräber von Millionen Toten beider Weltkriege mahnen die Lebenden und sind bedeutender Teil unserer europäischen Identität. Erst das Zusammenrücken der europäischen Nationen hat einen verlässlichen Frieden ermöglicht; Frieden und Stabilität sind heute die größten Errungenschaften der Europäischen Union. Deshalb darf Europa nicht den Extremisten, radikalen Europagegnern und Nationalisten überlassen werden!
„Der moderne Volkstrauertag ist ein Tag der Erinnerung und der Besinnung: der Erinnerung an diese Unkultur, an Unrecht, an Krieg und Gewalt und des Gedenkens an die Toten. Ein friedliches Deutschland ist das Vermächtnis der Kriegsgenerationen und kein Auslaufmodell“, betonte Professor Dr. Ungerer und schloss Worte des Bundespräsidenten Theodor Heuss an: „Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Frieden bleibe. Friede zwischen den Menschen, Friede zwischen den Völkern.“

In seiner weiteren Ansprache erinnerte der Bürgermeister an drei Persönlichkeiten – Martin Feuchtwanger, Carl von Ossietzky und Matthias Erzberger – und deren Schicksale. Er erinnerte an die Schicksale der jüdischen Meeraner Bürgerinnen und Bürger. „An den Pogromtagen vor 80 Jahren zeigte sich, wozu der Mensch fähig ist, wenn er glaubt, sich über andere erheben zu können“, so der Bürgermeister.

Die Ehrenhaine für beide Kriege auf dem Meeraner Friedhof mahnen, den Toten und dem Leid ihrer Familien zu gedenken. Der Bürgermeister würdigte in seiner Ansprache das Schicksal der gefallenen Soldaten, das Schicksal der polnischen Zwangsarbeiter und das Schicksal der Soldaten, die als „Lazarett-Soldaten“ verstarben.

Professor Dr. Ungerer: „Die Unverletzlichkeit der Menschenwürde ist der Grundsatz deutscher Politik. Sie durchzusetzen ist Ziel des großen Engagements Deutschlands in und für die internationale Gemeinschaft. Es gilt, der Gewalt und dem Hass weltweit den Boden zu entziehen. Wir entsenden heute deutsche Soldatinnen und Soldaten in Regionen, wo Frieden und Freiheit erst noch durchgesetzt werden müssen. Sie tun dies im Auftrag des Deutschen Bundestages – und damit im Auftrag des deutschen Volkes – unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen. Es ist für mich deshalb selbstverständlich, am heutigen Tag auch Rückhalt für sie einzufordern.“

Pfarrer Christian Freyer stellte seiner Ansprache zwei Zitate voran: „Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens und ihre Bedeutung wird immer zunehmen“, hatte Albert Schweitzer einst gesagt, „Wer an Europa zweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen“ Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission.
„Die Gräber auf den Friedhöfen werden gepflegt, den Gefallenen zum Gedenken, uns Lebenden zur Mahnung“, betonte er. Die Stätten sind Erinnerung, zu welchen Folgen Hass und Gewalt führen und zeigen, wie wichtig Frieden und Verständigung sind: „Verständigung zwischen Menschen, zwischen allen Völkern“, so Pfarrer Freyer.

Bürgermeister Professor Dr. Ungerer dankte am Ende der Gedenkstunde allen Gästen für ihr Kommen und der Reservistenkameradschaft, Pfarrer Freyer, dem Posaunenchor und der Friedhofsverwaltung für die Mitgestaltung.

Im Anschluss an die Gedenkstunde besuchte Professor Dr. Ungerer gemeinsam mit Tino Werler und Christian Ligotzky von der Reservistenkameradschaft auch die Ehrenmale für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Waldsachsen, Dittrich, Seiferitz und am Bürgergarten. Anlässlich des 100. Jahrestages zum Kriegsende des 1. Weltkrieges wurden auch hier Kränze niedergelegt. Das Ehrenmal am Bürgergarten ist den im Krieg gefallenen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Meerane gewidmet.

 

Ehrenmale in Dittrich (Bild links) und Seiferitz.

Ehrenmale in Waldsachsen (Bild links) und am Bürgergarten.

 

Totengedenken

„Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“