Unterhaltsam und amüsant: Lesung mit Franziska Troegner in der Bibliothek
Gänsebraten mit Rotkohl und Thüringer Klößen – das war nicht nur für die Weihnachtszeit ein passender Einstieg in die Lesung mit Franziska Troegner am 13. Dezember 2018 in der Stadtbibliothek, sondern auch für eine kurze Betrachtung zum Thema Konfektionsgröße. Die bekannte Schauspielerin teilte gleich zu Beginn den rund 90 Gästen in ihrer humorvollen Art mit, wie zufrieden sie doch mit ihrer eigenen ist – auch wenn wohl nicht alle ihrer Meinung sind... Ihr Mann hingegen steht absolut hinter ihr und geht gern mit ihr essen, erzählte sie: „Die deutschen Frauen stochern sonst immer in ihrem Essen herum, weil sie Angst haben, davon zu dick zu werden. Ich mache mir darüber aber keine Gedanken, sondern genieße meinen Gänsebraten mit Rotkohl und Thüringer Klößen!“
Anschließend nahm sie die Gäste mit in ihre Berliner Kindheit und Jugendzeit, die sie oft am Humannplatz verbrachte, von den Kindern liebevoll „Humi“ genannt. Damals schon zeigten sich ihre schauspielerischen Fähigkeiten, indem sie „Michael“, einen großen Bruder, entstehen ließ. Der wurde immer dann „gerufen“, wenn die großen Jungs auf dem Spielplatz anrückten...
Weiter ging es zu ihrer Zeit beim Theater. Viele Jahre war sie Mitglied im Berliner Ensemble und hat dort so manche Anekdote erlebt. So führte sie die Arbeit gemeinsam mit anderen Kollegen einmal nach Polen, wo man Gastauftritte in Warschau und Lodz bestritt. Und wie es zu den damaligen DDR-Zeiten eben war – wenn man sich schon auf Reisen befand, dann versorgte man die liebe Verwandtschaft auch gleich mit Dingen, die es zu Hause nicht zu kaufen gab. Franziska Troegner selbst hatte zwar keine solche Wunschliste im Gepäck, doch die Korbflechtarbeiten, die es in Warschau gab, erweckten denn doch Begehrlichkeiten. Für ihre Kollegen rückte noch etwas ganz anderes ins Blickfeld: Edelstahl-Doppelspülen! Über diesen Schatz machte man sich sofort her, allerdings ergab sich nun das Problem, wie man die Einkäufe über die Grenze in die DDR bringen konnte, ohne dass sie konfisziert wurden? Glücklicherweise erwies sich der große Wagen mit Requisiten hier als überaus hilfreich... Viele Zuhörer fühlten sich mit dieser Geschichte sofort in ihre eigene Vergangenheit zurückversetzt, und es gab herzliches Gelächter.
Nach einer kurzen Pause, in der Franziska Troegner Bücher ihrer Fans signierte und einen Plausch mit den Gästen hielt, ging es weiter. Zunächst gab es einen Abstecher in die Welt des Films. Hier berichtete sie vom Kinofilm „Der Erdnussmann“, den sie mit westdeutschen Kollegen drehte. 1992 hatte die Komödie Premiere und wurde in Saarbrücken beim Filmfestival Max-Ophüls-Preis als bester Spielfilm ausgezeichnet. Heute ist er leider vergessen – aber nicht bei Franziska Troegner! Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist ihr dabei eine Bettszene mit einem Kollegen, der sie ernsthaft fragte, „ob er der erste Westmann sei, mit dem sie im Bett wäre“. Diplomatisch enthielt sie sich eines Kommentars...
Zuletzt und zugleich als Höhepunkt entführte Franziska Troegner ihre Zuhörer zum Hörspiel.
Die Aufnahmen, berichtete sie, sind gar nicht so einfach. Angefangen damit, dass man die verschiedensten Stimmen imitieren muss – was sie eindrucksvoll vorführte – gehört vollkommene Stille im Raum dazu, selbst dann, wenn man sich als Sprecher schier ausschütten möchte vor Lachen... Was ihr zum Beispiel sehr schwer fiel, als sie bei einer westdeutschen Produktion erstmals erfuhr, dass das Tragen von Kostümen bei Hörspielen sehr zur Verbesserung der Szene beitragen könne! Im wallenden Kleid einer Prinzessin ganz bei der Sache zu bleiben, das war gar nicht so einfach, schmunzelte sie.
Die Zuschauer quittierten auch diese Anekdote mit großem Gelächter und einem rauschenden Applaus, der gar nicht mehr aufhören wollte! Die Herzen des Publikums hat die sympathische und bodenständige Künstlerin an diesem Abend auf jeden Fall erobert.