Theaterstück mahnt zum Nachdenken
Im Blickpunkt: Demokratiegefährdende Bewegungen und Erhaltung der Offenen Gesellschaft
„Rechts: Ex und Pop – oder Eine Proklamation für die Demokratie“ – zu einem Theaterstück unter diesem Titel lud das COMMUNITYartCENTERmannheim im April 2018 in die Meeraner Stadthalle ein.
Das Stück, welches am 7. Juli 2017 in Weinheim Premiere feierte, „basiert auf Texten aus Zeitungsartikeln, wissenschaftlichen Untersuchungen zu Rechts-Populismus und Rechts-Extremismus, eigenen Befragungen auf der Straße, Reden von Agitatorinnen und Agitatoren, literarischen Fragmenten von Ödön von Horvarth, Videos aus dem Internet, Wahlanalysen, psychologischen Studien (von Adorno, Rogers, auch zu Posttruth Politics) und auf dem Werk Karl Poppers 'Die Offene Gesellschaft und ihre Feinde‘“, so wird im Begleitheft informiert.
Vier Künstlerinnen und Künstler – zwei Männer, zwei Frauen – spielen vier ganz unterschiedliche Typen und Charaktere. Als Rahmen fungiert ein Assessment-Center, welches die vier durchlaufen und bei dem es in mehreren Runden verschiedene Aufgaben zu lösen gilt. Sie agieren miteinander, meist aber gegeneinander, und im Laufe des Stückes wird klar, dass alle vier antidemokratische und fremdenfeindliche Einstellungen haben, was sich jedoch ganz unterschiedlich zeigt, inklusive Phrasendrescherei und Selbstdarstellung, Wutausbrüchen und Provokationen.
Gespielt wird mit inflationär verwendeten Phrasen und Schlagwörtern, wie man sie heute durchaus auch bei Reden in Landtagen hören kann, von „Gender-Mainstream“, „Homoehe“, „Heimatliebe“ und „deutsche Kultur“ bis „für das Land und für das Volk“ oder „ich weiß, was die normalen Menschen sich wünschen“; mit Verschwörungsideologien und Bedrohungsszenarien von der Strichcode-Verschwörung über Klimawandel-Lüge und Lügenpresse bis zur „jüdischen Weltverschwörung“.
Die Vier entlarven sich schließlich selbst mit Aussagen wie „geistiger Bürgerkrieg“, „das ganz und gar Fremde“, „jetzt ist es Zeit zum Nein-Sagen“, „Grenzen ziehen“, „ich bin ein Patriot“, „die Frau in ihrer Mutterrolle“, „Frau und Mann in ihrer natürlichen Rolle“ usw.
Auf der Strecke bleiben ganz klar: Menschlichkeit, Vernunft, Verantwortung, Demokratie, die offene Gesellschaft.
„Wo und warum docken Ideen, die zur Einschränkung oder Abschaffung demokratischer Grundwerte führen, bei Menschen an? Wer steckt hinter den ‚Rechten Ideen‘ – welche Menschen, welche Biografien, welche Netzwerke, und wie agieren diese?“ – diesen Fragen widmen sich die Künstlerinnen und Künstler in ihrem Projekt. Das Theaterstück sensibilisiert nicht nur für demokratiegefährdende Bewegungen und tritt für die Erhaltung und Weiterentwicklung der Offenen Gesellschaft ein, es zeigt auch, welche vielen Gesichter demokratiegefährdende Ideen haben!
Der Applaus des Publikums am Ende der Vorstellung zollte zudem der hervorragenden schauspielerischen Leistung der vier Künstlerinnen und Künstler Respekt!
Stückfassung und Inszenierung sind von Annette Dorothea Weber, es spielten Caroline Betz, Folkert Dücker, Mathias Wendel und Monika-Margret Steger; Musik: Mike Rausch.
Das COMMUNITYartCENTERmannheim (CaCm) versteht sich als Zentrum für Dialog- und Veränderungskunst. Künstlerinnen und Künstler verschiedener Sparten (Darstellende Kunst, Bildende Kunst, Musik) arbeiten mit künstlerischen Mitteln an aktuellen Themen und Konflikten, in der Stadtgesellschaft, mit dem Ziel, den Zusammenhalt in der Stadt zu stärken. Mit der künstlerischen Arbeit im CaCm treten die Künstlerinnen und Künstler für eine offene Gesellschaft und eine demokratische Kultur der Gleichwertigkeit ein.
Theateraufführung „Rechts: Ex und Pop – oder Eine Proklamation für die Demokratie“ in der Meeraner Stadthalle.