SV Motor Meerane e.V. wird 70 – Hockeyplatz wird feierlich eröffnet

Auf der Suche nach einem Platz – eine fast unendliche Geschichte

Wenn Himmel und Erde im schönsten Blau um die Wette strahlen, dann kann es sich nur um die feierliche Einweihung des nigelnagelneuen Kunstrasens auf dem Walter-Kosch-Hockeyplatz in Meerane handeln. Kein Wunder also, dass am 11. September 2021 zahlreiche Gäste und Gratulanten mit dem SV Motor Meerane e.V. sowohl das 70jähirge Vereinsjubiläum als auch den neuen Kunstrasen feierten.

Auch Bürgermeister Professor Dr. Lothar Ungerer freute sich sehr über dieses Ereignis und die gelungene Baumaßnahme. In seiner Festrede blickte er auf die spannende Vereinsgeschichte und die verschiedenen Baumaßnahmen zurück.

Als „Sportvereinigung 07 Meerane“ wurde der Verein 1907 gegründet. Fortan gehörten Fußball, Handball, Leichtathletik und Hockey zu den betriebenen Sportarten. In den 1920er Jahren wurde bereits dem Hockeysport durch die Industriealisierung mehr Bedeutung beigemessen – gewissermaßen als Exportgut. Doch so richtig Fahrt nahm das Hockeyspiel erst am 14. März 1952 auf. Wie kam es dazu? „Es ist eine einzigartige Geschichte“, schwärmt Professor Ungerer in seinem Rückblick. „Zeigt sie doch auch, dass Glück und Durchhaltevermögen zu wunderbaren Ergebnissen führen können.“

Über das Glück: In der Pestalozzischule gab es einen Sportlehrer für Tennis und Hockey, namens Walter Kosch. Er beobachtete aus seinem Schulfenster eine Gruppe Jugendlicher, die auf dem Schulhof mit Hockeyschlägern hantierten. Beim Zuschauen wollte er es aber nicht belassen, sondern dachte an seine eigene aktive Laufbahn als Feld- und Eishockeyspieler und war motiviert, dieser Gruppe zu helfen. So entstand 1953 die Abteilung Hockey von „Motor Meerane“ mit ihm als Abteilungsleiter.

Über das Durchhaltevermögen: Doch es brauchte auch einen langen Atem, um einen geeigneten Platz zu finden. Der erste war direkt auf dem Schulhof der Pestalozzischule, gefolgt vom Parkplatz des Bürgergartens und des Schützenplatzes. Doch auch diese waren nicht für die Ewigkeit gedacht und man zog kurzfristig auf den Molkereiplatz um. Schlussendlich folgten noch viele weitere Plätze, wie der Fußballplatz im Alberthain und im Erlengrund – und das alles innerhalb von nur zwei Jahren. 1955 bis 1957 versuchte man es mit der „Flucht nach vorne“ und begab sich zum Hallenhockey in das Volkshaus. Zwei Jahre hatte man hier das Alleinstellungsmerkmal bis es auch hier zu einem weiteren Umzug – diesmal nach Thüringen auf einer Ackerwiese am Sportplatz an der Ziegelei – kam. „Dass dies keine idealen Bedingungen waren, wurde schnell klar“, blickte Bürgermeister Professor Lothar Ungerer in die turbulente Platzsuche des Vereins zurück. Mittlerweile hatte man sieben Wettkampfmannschaften und kehrte 1958 in den Alberhain zurück. Es folgten zwei Länderspiele und ein DDR-Trainingsspiel, sodass die Hockeyspieler das Stadion nutzen durften. 1960 hieß es dann auch hier Abschied nehmen und ein neunter(!) Platz wurde in Augenschein genommen – der „Rote Hügel Westkurve Windmühle“. 17.000 Zuschauer konnten hier die Spiele verfolgen.

Der Biss und die Leidenschaft, trotz Hürden, weiterhin den Hockeysport zu verfolgen, zeichnete sich immer deutlicher ab und so zog es in den 1950er Jahren Manfred Hertzsch in die Hockeyabteilung. Unter seiner Leitung erreichten die Meeraner 1969 ihren größten sportlichen Erfolg: DDR-Meister im Hallenhockey. Zwei Weltklasse-Spieler waren die tragenden Säulen des Meisterteams: Klaus Bahner und Karl-Heinz Freiberger. Letzterer erhielt in den 1970er Jahren vom Welthockeyverband die Auszeichnung „Bester Stürmer der Welt“. Doch dieser Erfolgskurs wurde durch den Mauerbau und die Auflösung der Damenmannschaft beendet. Wie sollte es nun weitergehen?

„Machen wir einen Sprung in die Wendezeit“, so der Bürgermeister. 1990 wurde der Talentstützpunkt SHV ins Leben gerufen und am 25. Juni 1995 fand ein bahnbrechendes Spiel auf dem Karliplatz/Roter Hügel mit Maskottchen Pauline gegen HC Lauchhammer statt. Am 6. August 1995 erfolgte dann die Einweihung des Kunstrasenplatzes als Platz Nummer 10, welcher der heutige Walter-Kosch-Platz ist. Dieser befindet sich auf einem städtischen Grundstück mit 7.700 Quadratmetern und damit gehörten alle Platzsorgen der Vergangenheit an. In dieser Zeit wurde auch der Damenhockey wiederbelebt. 

„Hockey ist ein faires, körperloses und elegantes Spiel. Deshalb ist Hockey auch in Meerane eine Leidenschaft, die mit großartigen Sportlern und Persönlichkeiten verknüpft ist. Gesamtverein und Hockeyabteilung können stolz darauf sein. Wir verneigen uns vor dieser Tradition und Leistung“, zeigt sich Professor Ungerer sichtlich gerührt und betont: „Damals wie heute zeichnet sich der Meeraner Hockeysport durch seine professionelle, kontinuierliche und sehr gute Nachwuchsarbeit aus. Alle Meeraner Hockey-Mannschaften sind exzellente Botschafter unserer Stadt und genießen ein hohes Ansehen!“

Doch auch der beste Hockeyplatz benötigt mal eine Frischzellenkur. Diese war nach über 26 Nutzungsjahre mehr als notwendig. Also zeigte der SV Motor Meerane vor 5 Jahren bei der Stadt Meerane Reparaturbedarf für den Kunstrasen an. „Schließlich war klar, dass es kein neuer elfter Platz werden sollte“, so der Professor mit einem Augenzwinkern. Also legte man am 26. Juni 2016 dem Verein einen Sanierungsplan vor und der Förderantrag „Rekonstruktion Hockeyspielfeld mit Schadensbeseitigung und Neubau Fluchtlicht“ konnte über den Landessportbund bei der SAB eingereicht (Förderprogramm Investive Sportförderung Sportvereine) werden. Hier beträgt der Fördersatz 30 Prozent.
Die Gesamtkosten des Antrages betrugen rund 826.000 Euro; die beantragte Förderung rund 248.000 Euro. Die Eigenmittel mit rund 578.000 Euro sollten durch Eigenleistungen des Vereins und durch einen Kredit aufgebracht werden.

Auch hier musste der Verein wieder Geduld und Durchhaltevermögen zeigen. Mit dem Antrag des Vereins begann nun ein „fünfjähriges Spiel“, welches in der 1. Halbzeit des Spiels – die Jahre 2017/2018 – scheiterte. „Es musste also eine taktische Änderung in der 2. Halbzeit vorgenommen werden“, verglich das Stadtoberhaupt die aufregende Zeit des Sanierungsplanes, „denn die SAB signalisierte weiterhin Förderbereitschaft“. Der Stadtrat ermächtigte den Bürgermeister (in einer Mehrheitsentscheidung) ergebnisoffen mit der SAB eine Übernahme des Antrages durch die Stadt Meerane zu verhandeln, da das Förderprogramm eigentlich Vereinen zusteht. Die Folge: Mehrfache Verhandlungsrunden.

„Im Hockeysprech: Die Stadt hatte in diesem Spiel eine neue Positionsbindung. Mit dieser Spielposition waren für mich nicht nur individuell-taktische, sondern auch mannschafts-taktische Handlungen verbunden. Der Erwartungsdruck seitens des Hockeyvereins z.B. war sehr groß. Kurz vor Spielende kam es 2019 zu einer Einigung mit der SAB (und dem Ministerium), mit einer Absicherung durch das Amt für Kommunalaufsicht. Der Stadtrat bestätigte mehrheitlich. Sozusagen in der Schlussminute erreichte uns am 23.12.2019 der Zuwendungsbescheid der SAB vom 20.12.2019 in Höhe von 612.217,02 Euro für die beantragte Investitionsmaßnahme ,Rekonstruktion Hockeyspielfeld mit Schadensbeseitigung und Neubau Flutlicht` erhalten. Die Gesamtkosten betrugen 1.224.344,04 Euro. Die Zuwendung entsprach einem Fördersatz von 50 Prozent, somit hatte die Stadt Meerane einen Eigenmittelanteil von 612.217,02 Euro zu tragen.“

Deshalb ging sein Dank zum Schluss der Festrede auch an das Team der SAB, dem Ministerium, dem Landkreis, dem Stadtrat, der Verwaltung, dem Planungsbüro Fugmann+Fugmann und an alle Bauschaffenden. „Wir übergeben Ihnen die neue Spielfläche des Walter-Kosch-Platzes in blau zu Ihrer eigenverantwortlichen sportlichen Verwendung!“ 

Für alle Statistikfreunde, hier noch eine Aufschlüsselung der einzelnen Bauleistungen (Lose):

Die Baumaßnahme wurde vorbereitet und die Bauleistungen öffentlich ausgeschrieben: Stadtrat vergab am 23. Juni 2020 drei Fachlose: Los 01 Rekonstruktion Hockeyspielfeld, Los 02 Errichtung Flutlichtanlage und Los 03 Bohrpfahlarbeiten. Frau Kerstin Götze, Dezernat Bauwesen und Umwelt, verantwortete das Vorhaben. Abbruch alter Belag (Entsorgung), Erdarbeiten für den Unterbau (Tragschicht abgenommen, neu aufgebaut, Vorbereitungsarbeiten für das neue Bewässerungssystem), Bohrpfahlgründungsarbeiten für die Flutlichtanlage und deren Errichtung. Zur Bohrpfahlgründung gehörte die Erstellung der Stahlbetonfundamente für die acht Flutlichtmasten. Aufbau des neuen Kunstrasens (rund 6.000 Quadratmeter).

Mehrkosten Flutlichtanlage: 136.000 Euro. Keine zusätzliche Förderung.

Bilanz: Gesamtkosten: 1.360.344 Euro
Spielfeld: 5.800 qm = 235 Euro/qm
Förderung: 612.217 Euro
Stadt Meerane: 748.217 Euro

Vergleich 2016 zu 2021: Aus 826.000 Euro Gesamtkosten wurden 1.360.344 Euro: 534.344 Euro mehr = + 40 Prozent. 

Und: 748.217 Euro ist die höchste Ausgabe, die die Stadt Meerane seit 1990 für ein Einzelvorhaben im freiwilligen Aufgabenbereich getätigt hat.