„Nicht, dass noch einer sitzenbleibt!“ – Die Online-Omi drückte die Schulbank in der Stadthalle Meerane
Socken stricken, Enkel betreuen, Eintöpfe kochen - nach der landläufigen Meinung sind das die Tätigkeiten einer typischen Großmutter. Das kann auch durchaus sein – aber nicht bei der Online-Omi Renate Bergmann!
Die rüstige Rentnerin, die von der Schauspielerin Anke Siefken meisterhaft verkörpert wird, war am 27. Mai 2024 zu Gast in der Meeraner Stadthalle und rockte dort buchstäblich den Kleinen Saal. Dabei hatte sich die Seniorin einem aktuellen und zugleich schwierigen Thema gewidmet: dem Bildungssystem. Im aktuellen Buch „Nicht, dass noch einer sitzenbleibt!“ greift Renate Bergmann selbst zu Zeigestab und Lehrbuch und unterstützt den ohnehin unterbesetzten Lehrkörper mit ihrer Lebenserfahrung und den eigenen Schulkenntnissen. Nicht, dass ihrer lieben Lisbeth, der ältesten Tochter ihres Neffen, noch die Bildung abhandenkommt!
Als Einstieg gab Anke Siefken alias Renate Bergmann dem Publikum einen Einblick in das Familienleben der Bergmanns. So erfuhren die Gäste, dass die Online-Omi schon viermal verheiratet war und viermal verwitwet ist. Das Gießen der Gräber, die sich auf unterschiedlichen Friedhöfen befinden, nimmt einen Großteil ihrer Zeit in Anspruch. Außerdem lernten die Besucher die Verwandten und Freunde von Renate Bergmann kennen, die sie auch bei ihrer Lehrtätigkeit kräftig unterstützen werden. Und dann ging es richtig los! Von ihrer Tochter Kirsten, die eine Lebenshilfe für Tiere und dabei beispielsweise Turnkurse für Katzen anbietet, erhält Renate Bergmann Tipps zum Umgang mit den Schülerinnen und Schülern. Immerhin sind Achtsamkeit und Toleranz wichtige Themen, die unbedingt vermittelt werden müssen. Zum gegenseitigen Respekt gehört auch, dass man die Namen aller Kinder kennt, die man soeben in Mathematik unterrichten möchte. Dabei stellt die Online-Omi fest, dass es heutzutage gar nicht so einfach ist, sich all die Vornamen mit „L“ zu merken, die es so gibt … Und Mathematik lässt sich mit etwas Magie á la „Harry Potter“ ohnehin am einfachsten vermitteln. Zu dumm nur, dass der sprechende Hut nicht nur beim Denken hilft, sondern auch Kopfläuse weitergibt!
Mit diesen und weiteren Alltagsschwierigkeiten muss sich Renate Bergmann in ihrer neuen Tätigkeit beschäftigen. Doch sie wäre nicht die Online-Omi, wenn ihr keine originellen Lösungen einfallen würden! Die Lachmuskeln des Publikums wurden an diesem amüsanten Abend auf eine wahre Ausdauerprobe gestellt. Die zahlreich erschienenen Besucher nahmen diese Herausforderung natürlich gern an und überraschten Renate Bergmann am Ende sogar damit, dass die Ballade „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe von den meisten noch aus dem Gedächtnis aufgesagt werden konnte.
„Es geht eben nichts über eine solide Schulbildung!“, stellt Renate Bergmann zufrieden fest.
Im Anschluss an die Veranstaltung, bei der Anke Siefken so überzeugend in die Rolle der Online-Omi schlüpfte, stand deren Alter Ego für eine Signierstunde am Büchertisch der Buchhandlung Goerke zur Verfügung, was auch gerne genutzt wurde. Immerhin hatten die Gäste zuvor bei einem Glas Wein vom Schlosscafé Ponitz den unterhaltsamen Episoden des aktuellen Buches gelauscht – da wurde es Zeit, diese Lektüre mit ins heimische Wohnzimmer zu nehmen.
„Wir alle haben die Veranstaltung sehr genossen“, zieht Adriana Bellmann, Leiterin der Stadtbibliothek Meerane, Bilanz. Gemeinsam mit ihrem Team hatte sie diesen Abend organisiert. „Ein großes Dankeschön geht an Marcus Richter, den Leiter der Meeraner Stadthalle, denn ohne seine tatkräftige Unterstützung wäre diese Lesung nicht möglich gewesen. Und Anke Siefken, die die Online-Omi nicht nur spielte, sondern gewesen ist, kommt gern erneut nach Meerane. Ein Wiedersehen ist also fast schon vorprogrammiert“, fügt Adriana Bellmann lächelnd hinzu.