Musikalische Lesung "Die Würde des Menschen ist unantastbar..." 75 Jahre Grundgesetz - Roman Knižka und OPUS 45 begeistern Meeraner Publikum

Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Am 23. Mai 1949 hatte der Parlamentarische Rat in Bonn das Grundgesetz verkündet und der Präsident des Parlamentarischen Rates, Konrad Adenauer, dieses unterzeichnet – die Geburtsstunde der Bundesrepublik. Zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes gab es am 23. Mai 2024 in Berlin einen Staatsakt, in den folgenden drei Tagen fand rund um das Bundeskanzleramt und das Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages ein Demokratiefest statt.

Der 75. Geburtstag des Grundgesetzes stand auch im Mittelpunkt der musikalischen Lesung mit dem Titel „Die Würde des Menschen ist unantastbar...“, die der Schauspieler Roman Knižka und das Bläserquintett OPUS 45 am 12. September 2024 in der Meeraner Stadthalle gestalteten.
Bereits zum zweiten Male konnten der renommierte Schauspieler und seine Künstlerkollegen in Meerane begrüßt werden, im vergangenen Jahr gastierten sie mit dem Programm „In diesem Land…“ - Deutschland 1923 - das Krisenjahr 1923.

Eingeladen hatte erneut die Partnerschaft für Demokratie Meerane. Gemeinsam mit Bürgermeister Jörg Schmeißer begrüßte die Koordinatorin Juliane Richter die Gäste. Beide freuten sich sehr über das große Interesse der Meeranerinnen und Meeraner: Der Kleine Saal der Stadthalle war bis auf den letzten Platz besetzt! „Ihre Anwesenheit zeigt, wie sehr Ihnen unsere demokratischen Werte am Herzen liegen“, wandte sich Juliane Richter an die zahlreichen Gäste. Bürgermeister Jörg Schmeißer betonte in seiner kurzen Begrüßung, wie wichtig es ist, sich mit den gesellschaftlichen Entwicklungen auseinanderzusetzen und die demokratischen Werte zu verteidigen und begrüßte mit herzlichen Worten die Künstler auf der Bühne: „Wir freuen uns sehr, dass Roman Knižka und das Ensemble OPUS 45 erneut nach Meerane gekommen sind!“

In den folgenden zwei Stunden erlebte das Publikum mit Roman Knižka und dem Ensemble OPUS 45 eine wunderbar unterhaltsame, aber zugleich interessante und lehrreiche Veranstaltung. Mit den Worten „Herzlich willkommen zu unserer Show ‚75 Jahre Grundgesetz‘. Starten wir unser Quiz: Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: „Die Würde des Menschen ist a) unbegreiflich oder b) unantastbar oder c)…?“ stieg Roman Knižka ins Programm ein und so überraschend und abwechslungsreich ging es weiter. Es folgten Informationen und Hintergründe zur Entstehung des Grundgesetzes durch den Parlamentarischen Rat, zu den Gründervätern und den (wenigen) Gründermüttern des Grundgesetzes, Begriffserklärungen, Anwendungsbeispiele, Zahlen und Fakten und im Weiteren auch zu den zahlreichen Eingriffen und Änderungen, die das Grundgesetz in den vergangenen 75 Jahren erlebte.
Literarische, philosophische und humoristische Texte von Autoren wie Susanne Baer, Max Czollek, Herta Müller und Heribert Prantl waren Teil des Programms, ebenso historische Dokumente wie Sitzungsprotokolle des Parlamentarischen Rats, Briefe und Zeitungsartikel.
Durch die Texte und auch Einspielungen kamen damalige Politiker wie Konrad Adenauer oder die SPD-Abgeordnete im Parlamentarischen Rat Elisabeth Selbert zu Wort, aber z.B. auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die in ihrer Rede beim Fest der Demokratie in Berlin das Grundgesetz als Fundament bezeichnete, in dem die Regeln stehen, „wie wir zusammenleben“. Denn immer wieder gab es einen „Zeitsprung“ ins Jahr 2024.

Einige Artikel und Themen wurden im Laufe des Abends näher beleuchtet, so der Artikel 1 oder die Artikel 23 und 146, die bei der Wiedervereinigung Deutschlands eine entscheidende Rolle spielten. Weitere Themen waren Kinderrechte, das Familienrecht und die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Die ausgewählten Texte machten deutlich, wie sehr um diese Themen über viele Jahre bzw. auch Jahrzehnte gerungen wurde und dass Wichtiges – Stichwort Lohngerechtigkeit – bis heute nicht umgesetzt ist.
So beinhaltete der Antrag von Elisabeth Selbert zur Gleichberechtigung von Mann und Frau die Formulierung „Mann und Frau sind gleichberechtigt.“ Dieser Antrag wurde angenommen, daher musste das Familienrecht überarbeitet werden, was erst im Juli 1958, also zehn Jahre später, umgesetzt wurde.
Zum Artikel 1 nahm Roman Knižka den Begriff „paradox“ auf: „Die Würde des Menschen ist unantastbar… Und bedarf trotzdem des Schutzes?“, richtete er sich fragend an das Publikum. Artikel 1 lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Roman Knižka: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ein schöner Satz, so einfach, so schwierig!“

Es war ein sehr interessanter und ein sehr unterhaltsamer Abend und es war, wie der Untertitel der Lesung lautete „Eine mahnende Liebeserklärung an das deutsche Grundgesetz“. Das Publikum erlebte einen großartigen Roman Knižka, der unter anderem mit einem fiktiven „Streitgespräch“ der Siegermächte und Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg, der musikalischen Einlage „Raus mit dem Mann aus dem Reichstag, raus mit dem Mann aus dem Landtag…“ oder dem abschließenden Interview mit dem Grundgesetz (Was würde das Grundgesetz uns sagen, wenn es sprechen könnte?) sein großes schauspielerisches Talent unter Beweis stellte und das gesamte Programm mit großem Temperament gestaltete. Den ebenso wunderbaren musikalischen Genuss steuerten die Musikerinnen und Musiker des Ensembles OPUS 45 mit großer Spielfreude bei, mit Stücken unter anderem von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und Maurice Ravel.

Juliane Richter von der Partnerschaft für Demokratie Meerane fasste zum Abschluss zusammen, was auch das Publikum mit andauerndem Applaus unterstrich: „Es war grandios!“ Sie bedankte sich bei Roman Knižka und den Musikerinnen und Musikern und überreichte gemeinsam mit Bürgermeister Jörg Schmeißer zum Abschied kleine Präsente als Dankeschön. Die Künstler ihrerseits dankten für die Gastfreundschaft, die sie wieder in Meerane erleben durften. „Wir hoffen auf Wiederkehr“, betonten Roman Knižka und die Künstlerinnen und Künstler.