„Man kann mindestens 15 literarische Leichen im Kirnitzschtal ablegen“ – Autorin Thea Lehmann begeistert mit Lesung in der Stadtbibliothek Meerane
„Die Kirnitzsch durchquert nicht nur ihr wildromantisches Tal, sondern verfügt auch über mehr als 15 Seitentäler. Das heißt, es gibt in diesem Gebiet mindestens 15 mögliche Orte, an denen man eine Leiche ablegen kann“, sagt Thea Lehmann und ergänzt „Natürlich rein literarisch!“. Damit hat sie die Lacher des Publikums auf ihrer Seite.
Es ist Donnerstagabend, am 10. April 2025, und neugierig lauschen die Gäste den Ausführungen der Krimiautorin Thea Lehmann im Veranstaltungssaal der Meeraner Stadtbibliothek.
Die in Bayern geborene Schriftstellerin hat sich nicht nur in einen Sachsen verliebt, sondern auch in die Sächsische Schweiz – und in die malerische Natur, die so viel Spielraum für fiktive Tatorte bietet.
Zum mittlerweile achten Mal wird im Elbsandsteingebirge gemordet und der Fall hat es wirklich in sich: Weil der Tote im klaren Wasser der Kirnitzsch abgelegt wurde und diese als Grenzfluss zwischen Tschechien und Deutschland fungiert, treibt es den leblosen Körper mal auf die eine Seite, mal auf die andere. Der bayerische Kommissar Leo Reisinger, den es in die Sächsische Schweiz verschlagen hat, muss also nicht nur einen Täter finden, der zu allem bereit ist, sondern auch noch mit interkulturellen Schwierigkeiten fertig werden…
Thea Lehmanns erfrischende Lesung nimmt die Gäste sofort für sich ein. Als sie sich obendrein erfolgreich müht, ihren Figuren auch eine echt sächsische Stimme zu leihen, was sich als gebürtige Bayerin als recht schwierig erweist, hat sie die Sympathie der Zuhörer auf ihrer Seite.

So lernt das Publikum zunächst Leo Reisingers Wohnungsvermieterin kennen, die schrullige, aber liebenswerte Frau Fleischhauer, die Kriminalliteratur abgöttisch liebt, sich im Zuge der Ermittlungen todesmutig ins Darknet stürzt und ihr Glück auf einer Dating-Plattform probiert. Ob sie dabei erfolgreich ist, verrät Thea Lehmann ihren Gästen nicht, sondern lässt sie als nächstes an einer deutsch-tschechischen Verfolgungsjagd durch den nächtlichen Wald teilhaben, der mit einem Schusswechsel endet. Dabei gerät Leo Reisinger in arge Bedrängnis. Im Laufe der Untersuchungen stellt sich heraus, dass der Ermordete für eine Computerfirma arbeitete und seine Freizeit mit Extremwandern verbrachte. Vielleicht ist der Mörder in diesem Umfeld zu suchen?
Als es am spannendsten wird und das Publikum der Lösung des Falles entgegenfiebert, neigt sich dieser aufregende Krimiabend auch schon seinem Ende entgegen. Dass die Autorin nicht nur das Buch „Todesklamm“, sondern auch dessen Vorgänger „Wolfshappen“ nach Meerane mitgebracht hat und ganz nebenbei Einblicke ins Schreiben und dessen Begleitumstände gewährt, wird mit großem Beifall belohnt.
Im Anschluss können alle Krimifreunde am Büchertisch der „Buchhandlung Goerke“, bei Inhaberin Silvia Hengmith, dieses Buch erwerben und Thea Lehmann steht gerne zum Signieren bereit.
In der freundlichen Atmosphäre, die beinahe an das heimische Wohnzimmer denken lässt, klingt es fast makaber, sich bereits auf den nächsten Mordfall zu freuen.
„Es ist gut zu wissen, dass die Kirnitzsch so viele Seitentäler hat“, meint Adriana Bellmann, Leiterin der Stadtbibliothek, mit einem Augenzwinkern. „Denn dann gibt es ja noch genug Schauplätze für künftige Kriminalromane. Wir dürfen uns also auf weitere spannende Fälle mit Leo Reisinger freuen, die uns nicht nur tolle Leseabende, sondern hoffentlich eine neue Lesung mit Thea Lehmann bringen werden!“
