22. März 2021 - Gedanken zum Weltwassertag

Der Weltwassertag erinnert seit 1993 alljährlich an die große Bedeutung des Wassers.
In der 1992er Agenda 21 der Weltkonferenz der Vereinten Nationen für „Umwelt und Entwicklung“ in Rio de Janeiro wurde er vorgeschlagen und von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in einer Resolution am 22. Dezember 1992 beschlossen.

Der Weltwassertag 2021 steht unter dem Motto „Wert des Wassers“. Mit diesem Motto wollen die Vereinten Nationen die Menschen dazu aufrufen, sich Gedanken über die lebenswichtige Bedeutung von Wasser und seinen Wert zu machen. Dies geht weit über den finanziellen Gesichtspunkt hinaus und umfasst auch den ökologischen, sozialen sowie kulturellen Wert von Wasser.
Wasser ist die Grundlage allen Lebens und ein unverzichtbares Gut. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel, sich ändernder Konsummuster und dem Bevölkerungswachstum sollen die Menschen sich mehr Klarheit über die Rolle und Bedeutung des Wassers in ihrem Leben und für die Umwelt verschaffen. Wasser ist eine begrenzte Ressource, deren Wert es zunächst zu erkennen gilt, um es schätzen und schützen zu können.

Wasser ist für uns keine Handelsware, sondern ein empfindliches Allgemeingut, das entsprechend behandelt werden muss. Wir haben uns sehr daran gewöhnt, dass wasserwirtschaftliche Systeme und Infrastrukturen einfach vorhanden sind und funktionieren.
Nach dem Bundesgesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts ist die der Allgemeinheit dienende Wasserversorgung in Deutschland eine Aufgabe der Daseinsvorsorge. Nach dem Sächsischen Wassergesetz ist diese öffentliche Wasserversorgung eine Pflichtaufgabe der Gemeinden: Sie haben die Pflicht, in ihrem Gebiet die Bevölkerung ausreichend mit Trinkwasser zu versorgen.
Die Gemeinden können diese Pflicht z. B. auf einen kommunalen Zweckverband übertragen, um sie gemeinsam mit anderen Gemeinden zu erfüllen. So geschehen in und für die Stadt Meerane, die mit weiteren 35 Gemeinden und Städten die Solidargemeinschaft des Regionalen Zweckverbandes Wasserversorgung Bereich Lugau-Glauchau (RZV) bildet.

Da aus Wasser Abwasser wird, haben die Gemeinden nach dem Sächsischen Wassergesetz ferner die Pflicht der Abwasserbeseitigung. Auch hier haben die Gemeinden die Möglichkeit, diese Pflicht auf einen kommunalen Zweckverband zu übertragen, um sie gemeinsam mit anderen Gemeinden zu erfüllen. So geschehen in und für die Stadt Meerane, die mit weiteren 2 Gemeinden die Solidargemeinschaft des Abwasserzweckverbandes Götzenthal (AZV) bildet.

Damit wird einerseits sichergestellt, dass für den menschlichen Genuss und Gebrauch geeignetes Wasser (Trinkwasser) in einer vorgeschriebenen Qualität, in ausreichender Menge und mit dem notwendigen Druck zur Verfügung steht.

Andererseits wird sichergestellt, dass das angefallene Abwasser gereinigt und geklärt dem natürlichen Wasserkreislauf wieder zugeführt wird. In unserer Stadt wird das in der Kläranlage gereinigte Abwasser dem Meerchen zugeführt.

Mit dem Motto des Weltwassertages 2021 „Wert des Wassers“ wird uns in Erinnerung gerufen:
Wasser ist Leben. Ohne Wasser könnte nichts, auch nicht der kleinste Einzeller, überleben.

Aber Wasser, besonders sauberes Trinkwasser, ist knapp – und nicht jedem Menschen zugänglich
2,2 Milliarden Menschen haben laut der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation) keinen Zugang zu sauberem und durchgängig verfügbarem Trinkwasser, und 4,2 Milliarden Menschen müssen ohne sichere Sanitäranlagen auskommen.

Für uns, die wir direkt aus dem Wasserhahn trinken können und auch zur Klospülung aufbereitetes Trinkwasser verwenden, ist das beinahe unvorstellbar.

Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung sind elementar für jeden von uns, für unsere Gesellschaft und Wirtschaft. Sie funktionieren dank großem Engagement in RZV und AZV bestens und auf einem sehr hohen Niveau. Auch in Krisenzeiten – wie in der aktuellen Corona-Krise – ist Verlass.

Nach einer Studie des I.E.S.K (Institut für empirische Sozial- und Kommunikationsforschung) waren im Jahr 2020 die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland mit ihrer Trinkwasserqualität sehr zufrieden. Mehr als 90 Prozent der Befragten geben an, Wasser aus dem Wasserhahn zu trinken, zwei Drittel tun das ein- bis mehrmals täglich. Dabei bewerten 85 Prozent die Qualität des Trinkwassers als „sehr gut“ bis „gut“.

Unser Trinkwasser wird durch den RZV wesentlich über den Rohwasserbezug von Fernwasser (Talsperre Eibenstock) und Eigenaufkommen (Quellgebiet Kertzsch) gesichert. Die Trinkwasser-Qualität ist nach seiner Aufbereitung in den Wasserwerken Burkersdorf und Kertzsch exzellent. Sie muss den strengen Regeln der Trinkwasserverordnung entsprechen. Grundlage der Trinkwasserverordnung ist das Infektionsschutzgesetz. Die laufende Überwachung der Trinkwasserqualität garantiert für uns die Selbstverständlichkeit, Wasser aus dem Wasserhahn zu trinken.

Der RZV steht mit seinen Verbandsgemeinden auch für eine ausreichende Versorgung mit Trinkwasser. Der jährliche Trinkwasserbedarf liegt im RZV-Gebiet bei rund 7.800.000 m3 (7.800.000.000 Liter). Der jährliche Trinkwasserverbrauch beträgt rund 37.000 Liter pro Einwohner im Jahr und somit 101 Liter täglich. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Verbrauchswert lag in Deutschland im Jahr 2020 bei 123 Liter und im Freistaat Sachsen bei 90 Liter.
Die Verbrauchsgebühr (netto) beträgt im RZV derzeit 1,95 Euro für 1.000 Liter Trinkwasser. Das sind bei dem gegebenen Durchschnittsverbrauch von 37.000 Liter 72,15 Euro im Jahr oder 0,19 Euro täglich.

Wie eingangs geschrieben, steht der Weltwassertag 2021 unter dem Motto „Wert des Wassers“. Wenn man unter finanziellen Gesichtspunkten den Trinkwasserwert bzw. Trinkwasserpreis in Relation setzt mit einer Tankfüllung für einen PKW (55 Liter, Superkraftstoff), dann ist das Preis-Leistungsverhältnis für Trinkwasser mehr als ausgewogen und sehr beeindruckend. Dem persönlichen Jahresverbrauchspreis für Trinkwasser von 72 Euro stehen aktuell 80 Euro für einmal Volltanken gegenüber.

Das Motto „Wert des Wassers“ geht jedoch weit über den finanziellen Gesichtspunkt hinaus und schließt vor allem den ökologischen Wert von Wasser ein. Hier erkennen wir, dass wir vor dem Hintergrund klimatischer Veränderungen, die beispielsweise langanhaltende Trockenperioden und Starkregenereignisse wahrscheinlicher machen, und auch demografischer Veränderungen die bestehenden Infrastrukturen klimarobuster machen und sie zukunftsfest weiterentwickeln müssen.

Kehren wir abschließend zum Weltwassertag zurück. Die Agenda 21 der Rio-Konferenz aus dem Jahr 1992 umfasst bedeutsame Ziele wie die Armutsbekämpfung, die Reduzierung des Treibhauseffektes sowie ein nachhaltiges Management der Ressourcen Boden, Wald und Wasser. Der Zugang zu Wasser ist ein grundlegendes Menschenrecht. Jeder Mensch, überall auf der Welt, hat das Recht auf sauberes, sicheres Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen, da eine Erkenntnis grundlegend ist:
Ohne Wasser kein Leben. Wenige Worte, die beschreiben, dass Wasser eine essentielle Ressource für alle Lebewesen ist. Wasser ist unentbehrlich, aber an vielen Orten der Welt – bereits jetzt – knapp.


Professor Dr. Lothar Ungerer
Bürgermeister