Hochwasserschadensbeseitigung an den Gewässern Dittrichbach und Meerchenbach – Schmutzwasserausgrenzung als Voraussetzung für Renaturierung abgeschlossen
„Vom Schmutze befreit…“ – unter diesem Titel erscheint im Amtsblatt Meerane am 25. Juni 2022 ein Aufsatz, in dem der Meeraner Bürgermeister und Vorsitzende des Abwasserzweckverbandes Götzenthal Professor Dr. Lothar Ungerer die Geschichte der Abwasserbeseitigung in der Stadt Meerane aufgreift.
Anlass ist der Abschluss der Schmutzwasserausgrenzung im Rahmen des Vorhabens Hochwasserschadensbeseitigung 2010 an den Gewässern Dittrichbach und Meerchenbach – die Voraussetzung für eine folgende Renaturierung der Bäche.
Um den Hochwasserschutz unter ökologischen Gesichtspunkten zu realisieren, musste zuerst das Schmutzwasser aus den Gewässern raus. Gefördert wurde dies über die Förderrichtlinie Gewässer/Hochwasserschutz des Freistaates Sachsen; Grundlage bildete dafür das genehmigte Nachhaltige Wiederaufbaukonzept für das Einzugsgebiet des Meerchenbaches in der Stadt Meerane.
Für Meerane bedeutete dies ein neues Kanalisationsnetz mit einem neuen Hauptsammler, da es beides bisher nicht gab. Der AZV Götzenthal hat dies in den vergangenen Jahren realisiert. Mit dem 20. Juni 2022 erfolgt der Zufluss zur Kläranlage in Hainichen ausschließlich über den neuen Hauptsammler und nicht mehr über die Meeraner Bäche Seiferitzbach, Dittrichbach und Meerchenbach!
Zum Abschluss der Maßnahmen trafen sich am 20. Juni 2022 Bürgermeister Professor Dr. Ungerer, die AZV-Geschäftsführerin Sabina Wellnhofer und die Technische Leiterin Christine Wilfling, Birgit Jantsch und Sabine Schumann vom Dezernat Bauwesen und Umwelt der Stadtverwaltung gemeinsam mit René Stoll und Mitarbeitern der STOLL Bauplanung, Holger und Robert Müller vom Bauunternehmen STRATA Bau Meerane und weiteren Gästen, darunter Brit Wendler, Leiterin des Umweltamtes des Landkreises Zwickau, an der Kreuzung Crotenlaider Straße / Posernweg in Meerane. Der Ort war nicht zufällig gewählt: An dieser Stelle befindet sich ein Regenüberlaufbecken mit Stauraumkanal inklusive Pumpstation und Messanlage des neuen Kanalisationsnetzes.
Professor Dr. Ungerer begrüßte auch seine Amtskollegen Bürgermeister Frank Taubert aus Dennheritz und Bürgermeister Wolfgang Scholz aus Gößnitz. Neben vielen anderen Themen verbindet das wichtige Thema Abwasser die Städte Meerane und Gößnitz, erinnerte Professor Dr. Ungerer, denn der Meerchenbach mündet in Gößnitz in die Pleiße.
Professor Dr. Ungerer richtete den Blick zurück in die Geschichte des Abwassers in Meerane. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt stieg die Belastung der Meeraner Bäche, in die alle Abwässer, Gebrauchswässer und Industrieabwässer, eingeleitet wurden. Auch als die Stadt 1885 durch ein staatliches Regulativ verpflichtet wurde, das Wasser der Bäche vor dem Austritt aus der Stadt zu klären, konnten sich die Stadtverantwortlichen nicht dazu einigen.
Das Meerchen wurde zum „Hauptsammler“ für das Abwasser und komplett durch die 1937 errichtete Kläranlage in Hainichen/Götzenthal geleitet. So war zumindest das Wasser des Baches Richtung Gößnitz geklärt, aber in der Stadt Meerane selbst änderte das wenig. Die Bäche fungierten als Abwassersammler, auch über die gesamte DDR-Zeit.
Der 1992/1993 gebildete AZV Götzenthal (gemeinsam mit Schönberg und Dennheritz) errichtete im ersten Schritt eine neue Kläranlage, die 1998 eingeweiht wurde. Schritt zwei, das neue Kanalisationsnetz mit einem neuen Hauptsammler, ist nun fertiggestellt!
Die Zahlen, die der Bürgermeister nannte, verdeutlichen den Umfang der Maßnahme: Der Hauptsammler hat eine Länge von 5.876 Meter, die Zuleitungssammler umfassen 68.205 Meter, dazu kommen Sammler für Niederschlagswasser.
Das Kanalisationsnetz insgesamt hat eine Gesamtlänge von 98.014 Metern!
(Der Aufsatz „Vom Schmutze befreit ….“ Anmerkungen zur Abwasserbeseitigung in der Stadt Meerane von Bürgermeister und Abwasserzweckverbandsvorsitzenden Professor Dr. Lothar Ungerer erscheint im Amtsblatt Meerane am 25.06.2022 und wurde vorab auf der Homepage Meerane am 20. Juni 2022 veröffentlicht.)
„Es hat über Jahrhunderte gedauert, bis die Meeraner Gewässer gereinigt wurden. Sie sehen uns heute glücklich, diese große und wichtige Maßnahme für die Stadt abschließen zu können“, betonte Professor Dr. Ungerer und dankte dem AZV Götzenthal, dem Freistaat Sachsen als Fördermittelgeber, allen Fachbehörden, Fachplanern, bauausführenden Unternehmen und an den Maßnahmen beteiligten Mitarbeitern sowie den Meeraner Bürgerinnen und Bürgern für ihr Verständnis während der Baumaßnahmen, die über die Jahre mit vielen Straßensperrungen verbunden waren.
Christine Wilfling überreichte dem Bürgermeister zwei Karikaturen zum Thema Abwasser und dankte ihm im Namen des AZV Götzenthal für sein großes Engagement und seinen Einsatz für das Gesamtprojekt.
Renè Stoll, STOLL Bauplanung, erinnerte an schwierige Punkte der insgesamt zehn Bauabschnitte, für die bautechnische Lösungen gefunden und die vom bauausführenden Unternehmen STRATA Bau Meerane umgesetzt werden mussten. „Es ist schön, dass heute einmal ein unterirdisches Projekt gefeiert wird“, sagte er.
Renè Stoll hatte auch die Idee für das „Entenrennen“, mit der die kleine Feierstunde begann: Jeder Gast beschriftete eine kleine gelbe Plasteente; die Entchen wurden dann von einem AZV-Mitarbeiter in der Rosa-Luxemburg-Straße in den jetzt sauberen Meerchenbach gesetzt und nach rund einer halben Stunde am Regenüberlauf am Merlacher Weg alle wieder herausgefischt. Für den „Besitzer“ des schnellsten Entchens gab es eine kleine Überraschung!
Eine andere Bewährungsprobe gab es für eine etwas größere Plasteente zu bestehen. Sie wurde von Bürgermeister Professor Dr. Ungerer direkt in den neuen Hauptsammler unter der Crotenlaider Straße auf den Weg Richtung Kläranlage geschickt. Auch sie kam wohlbehalten dort an!