Fällung der Blutbuche im Wilhelm-Wunderlich-Garten

Das Sachgebiet Umwelt informiert zum aktuellen Zustand der Blutbuche im Wilhelm-Wunderlich-Garten, erklärt, warum die Fällung notwendig ist und welche Ersatzpflanzung geplant ist.

Mit einer Höhe von ca. 13 m, einem Kronendurchmesser von ca. 11 m, einem Stammdurchmesser von ca. 90 cm und einem Alter von ca. 150 Jahren handelt es sich bei der Blutbuche im Wilhelm-Wunderlich-Garten um einen stadtbildprägenden Solitärbaum, auch wenn er durch das bauliche Ensemble aus Läden und Drogerie sowie einer Trafostation in den letzten Jahren verdeckt wurde.
Leider musste in den vergangenen Jahren ein immer stärker werdender Vitalitätsverlust an der Blutbuche beobachtet werden. Dies zeigte sich vor allem durch kahle und abgestorbene Kronenspitzen – in der Fachsprache als Wipfeldürre bezeichnet. Zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit mussten daher regelmäßig Kronenrückschnitte vorgenommen werden.
Ursachen für die Wipfeldürre können vielfältig sein. Dabei spielen das Alter des Baumes, eventuelle bauliche Veränderungen im Umfeld des Baumstandortes oder aber auch mögliche Erkrankungen eine Rolle. Im Fall der Blutbuche im Wilhelm-Wunderlich-Garten ist davon auszugehen, dass eine Gemengelage aller vorgenannten Ursachen schuld am aktuellen Zustand ist. Ein Indikator dafür sind die am unteren Teil des Stammes festgestellten und weiter wachsenden Pilzfruchtkörper.

Aufgrund der Einschätzung des Zustands des Baumes durch den städtischen Baumkontrolleur wurde im November/Dezember 2023 eine eingehende Untersuchung der Blutbuche durch einen unabhängigen Gutachter aus Dresden durchgeführt. Dabei fanden neben einer visuellen Begutachtung auch Bohrwiderstandsmessungen statt.
Im Rahmen der visuellen Begutachtung bestätigte sich der fortschreitende Verlauf der Wipfeldürre. Aufgrund der massiven Rückschnittmaßnahmen der Vorjahre zur Totholzbeseitigung wurde die Krone der Blutbuche immer offener. Eine offene Krone führt zu weiteren Schäden durch Sonnenbrand. Der Prozess der Wipfeldürre wird durch den Sonnenbrand (neue Rindennekrosen) verstärkt, da diese zum weiteren Absterben der Krone führen. Die großen Schnittstellen und offenen Rindenbereiche dienen Pilzen als Eintrittspforten.
Darüber hinaus wurden die Pilzfruchtkörper näher bestimmt. Es handelt sich dabei zum einen um den Riesenporling, der eine akute Weißfäule im Wurzelstock erzeugt, welche die Standfestigkeit des Baumes stark beeinträchtigt. Zum anderen waren Fruchtkörper des Hallimasch sichtbar. Diese Pilzart ist aufgrund seiner starken holzzersetzenden Wirkung gefürchtet.
Im zweiten Schritt wurden zehn Bohrwiderstandsmessungen in zwei Ebenen (20 cm über dem Boden und in 1,80 m Höhe) gleichmäßig um den Baum verteilt. Insbesondere auf der unteren Ebene von 20 cm über dem Gelände bestätigte sich eine fortgeschrittene Zersetzung des Holzes. Die gesunde Restwandstärke liegt hier teilweise unter 10 cm. Auch in der oberen Ebene von 1,80 m über dem Gelände waren an mehreren Stellen Holzzersetzungen mit herabgesetzten Restwandstärken zu verzeichnen. Insgesamt bestätigen die Bohrungen die fortgeschrittene Holzzersetzung durch die vorgefundenen Pilze, welche sich vom Stammfuß nach oben entwickelt.

Im Ergebnis der Untersuchungen ist die Blutbuche weder stand- noch bruchsicher. Da der Baum umsturzgefährdet ist und Maßnahmen zum Erhalt nicht dauerhaft zielführend sind, wird die Blutbuche im Oktober 2024 gefällt. Nach der Fällung des Baumes soll eine Ersatzpflanzung folgen. Hier ist die Pflanzung eines Herbst-Flammen-Ahorn geplant.

Aus dem Gutachten zur Baumuntersuchung der Rotbuche:

Gesamthabitus Blutbuche Wunderlich Garten - Krone bereits reduziert. Wipfeldürre fortschreitend. Foto: Max Georgi - Freier Landschaftsarchitekt

 

Auf Grund der Wipfeldürre wurde eine Kroneneinkürzung mit Starkastschnitten durchgeführt. Die fehlende Beschattung durch das Astwerk führte zu Sonnenbrand in Form von Rindennekrosen. Foto: Max Georgi - Freier Landschaftsarchitekt

 

Der Prozess der Wipfeldürre wird durch den Sonnenbrand (neue Rindennekrosen) verstärkt, da diese zum weiteren Absterben der Krone führen. Die großen Schnittstellen und offenen Rindenbereich dienen Pilzen als Eintrittspforten. Foto: Max Georgi - Freier Landschaftsarchitekt

 

Mehrere Astungswunden (teilweise mit Höhlungen) in rot dargestellt, sowie zwischen den gelben Linien eine beginnende Holzzersetzung im Bereich eines Hauptzwiesels in 4,5 m Höhe.  Foto: Max Georgi - Freier Landschaftsarchitekt