Eröffnung der Ausstellung „HÖHENFLÜGE – Luftbilder und Archäologie in Sachsen“ im Kunsthaus Meerane

Archäologie und Fliegen passen nicht zusammen? Diese Annahme wird in der Ausstellung HÖHENFLÜGE widerlegt! Das Landesamt für Archäologie Sachsen zeigt im Meeraner Kunsthaus, wie bedeutsam und erkenntnisreich die Erkundung der Erdoberfläche von der Luft aus ist. Seit mehr als 30 Jahren fliegt das Landesamt für Archäologie über Sachsen und zeigt in HÖHENFLÜGE die spektakulärsten Funde. Bis zum 13. März 2026 kann die Ausstellung besucht werden.

Am Abend des 13. November 2025 wurde die Ausstellung feierlich eröffnet. Anlässlich dessen waren auch die Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik, die Luftbildarchäologin Dr. Stefanie Bilz und Dr. Cornelia Rupp vom Landesamt für Archäologie Sachsen nach Meerane gekommen, um spannende Einblicke in ihre Arbeit zu geben und auch persönlich ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Austausch mit den Gästen einzubringen.
Musikalisch und poetisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Cellistin Anna Dorsch und der Poetry-Slammerin Joline Wagner.

Bürgermeister Jörg Schmeißer hieß die Gäste herzlich in seinem Videogruß willkommen und sprach darin das beherrschende Thema des Abends an: Archäologie und Höhenflüge – passt denn das? „Die meisten von Ihnen kennen Archäologie im Zusammenhang mit Menschen, die ‚bewaffnet‘ mit Pinseln in der Erde graben, um vergangene Zeiten zu entdecken und Geschichte erlebbar zu machen“, so Jörg Schmeißer. Das Landesamt für Archäologie zeigt in der Ausstellung, was erst aus luftiger Höhe sichtbar wird und warum es sinnvoll ist, wortwörtlich abzuheben. „Herzlicher Dank gilt Alexander Fischer und seinem Team, denen es gelungen ist, die Ausstellung nach Meerane zu holen und natürlich dem Landesamt für Archäologie, die gesagt haben: ‚Wir kommen nach Meerane!‘“, so der Bürgermeister.
Museumsleiter Alexander Fischer und Depotverwalter Lucas Kunert hießen ihrerseits die Gäste willkommen und richteten Worte des Dankes für die hervorragende Zusammenarbeit an das Landesamt und auch an die Mitarbeiter der Stadtverwaltung: „Die Mitarbeiter der Stadttechnik und unser Mitarbeiter Mike Rudolph haben mit Geschick, Expertise und Tatkraft den Aufbau unterstützt. Ohne sie wäre diese Ausstellung nicht möglich gewesen!“

Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik hob in ihrem Grußwort das Anliegen der Wanderausstellung hervor: „Höhenflüge soll die verschiedenen Landschaften Sachsens beleuchten und zeigen, was die Archäologie aus der Luft entdecken kann.“
Wie Dr. Smolnik berichtete, entstand die Technik der Luftbilderaufnahmen bereits in den 1920er Jahren, sie unterlag militärischen Zwecken und war lange genehmigungspflichtig. Erst nach der politischen Wende war es möglich, die Technik für die Archäologie zu nutzen.
Seitdem hat sich die Luftbildarchäologie als bewährte Methode der archäologischen Prospektion etabliert und es wurden großartige Entdeckungen gemacht. Darunter sind Denkmale, die man in ihren Dimensionen nur aus der Luft erfasst und die man nur durch Funde nicht entdecken konnte. „Es ist uns ein Anliegen, diese Kenntnisse und Funde zu zeigen. Wir haben die schönsten Denkmale in der Ausstellung zusammengetragen. Sie stehen stellvertretend für eine große Denkmallandschaft in Sachsen, die es zu bewahren gilt“, so die Landesarchäologin.

Dr. Stefanie Bilz gab den Gästen im Anschluss eine Einführung in die praktische Arbeit als Luftbildarchäologin und stellte anschaulich anhand der eigenen Erfahrungen dar, was damit einhergeht. Für sie ist die luftige Höhe „ein traumhafter Arbeitsplatz“. Gleichzeitig ist sie verbunden mit intensiver, konzentrierter Arbeit unter nicht ganz einfachen Bedingungen – und sie ist noch immer ein Abenteuer.
„Wer die Zeichen aus der Luft lesen kann, kann auf den Äckern ansonsten unsichtbare Spuren der Vergangenheit entdecken“, so Dr. Bilz. Diese Zeichen sind beispielsweise Wuchsunterschiede der Pflanzen, die Luftbildarchäologen wie Dr. Bilz auf das hinweisen, was unter der Oberfläche liegt. Ihre unterschiedlichen Farben, Wuchshöhen und Reifegrade können verschiedene Gründe haben: natürliche, geologische oder auch menschliche. „Jeder Eingriff in den Boden hinterlässt Spuren – egal ob vor fünf oder fünftausend Jahren“, erklärte Dr. Stefanie Bilz. Das von Menschen eingebrachte Material wirkt sich auf das Wachstum der Pflanzen aus – ein Phänomen, das sich aus der Luft gut beobachten lässt. Mit dem Ultraleichtflugzeug vom Typ Comco C42 Ikarus unterwegs, sind Pilot und Archäologe auf maximale Effizienz aus. „Der Flugwind schlägt mir durch die ausgebauten Türen permanent entgegen und zerrt beim Fotografieren an der Kamera. Kälte und Tränen in den Augen sowie ein durch die Thermik verursachtes Auf und Ab gehören dazu“, beschrieb Dr. Stefanie Bilz ihre Arbeit. In etwa drei Stunden werden zwischen 30 und 50 Stellen begutachtet und rund 900 Fotos gemacht.
Anschließend werden die Stellen beschrieben und kartiert, die Ursachen hinterfragt und die Bilder ausgewählt, die am besten gelungen sind. Von einem Flug finden etwa 100 Fotos den Weg in die Datenbank des Landesamtes für Archäologie. Ausgrabungen resultieren allerdings nur selten aus der Luftbildarchäologie: „Obwohl Ausgrabungen spannend wären, um mehr Erkenntnisse zu gewinnen, ist es wesentlich wichtiger, diese Denkmale unversehrt im Boden zu erhalten. Denn jede Ausgrabung geht mit dem Verlust von originaler Substanz einher“, so Dr. Bilz.

Die Spuren der Vergangenheit sind überall in Sachsen zu finden – nicht nur an Plätzen, die historisch oder archäologisch besonders bedeutsam sind. Vom ersten Ackerbau um circa 5500 vor Christus bis in die moderne Zeit lassen sich Spuren von Häusern, Pfostengruben, Siedlungsgruppen, Befestigungen, Gräbern, Produktionsstätten und Wegen finden.

In der Ausstellung im Kunsthaus können die Gäste auf vielfältige Weisen mit den Ausstellungsstücken interagieren und sich mit den zahlreichen Funden und Spuren auf sächsischem Gebiet bekannt machen. Schautafeln informieren über die Hintergründe und Bedeutung der einzelnen Fotos, Videos und Tablets ermöglichen das Interagieren und Kennenlernen von Objekten aus verschiedenen Blickwinkeln, ausgewählte Fundstücke illustrieren die Geschichte und bei einem Spiel können sich Besucher selbst als Luftbildarchäologe an einem Überflug probieren.

Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik (re.), Luftbildarchäologin Dr. Stefanie Bilz (2.v.r.) und Dr. Cornelia Rupp (2.v.l.) vom Landesamt für Archäologie Sachsen eröffneten gemeinsam mit dem Team des Museums, Museumsleiter Alexander Fischer (li.), Depotverwalter Lucas Kunert (3.v.l.), Kerstin Zienert (Mitte) und Siegfried Martin, die Ausstellung HÖHENFLÜGE.