Eine „Sternstunde“ mit Bernd-Lutz Lange in der Meeraner Stadthalle

Der Autor und Kabarettist kramte in Erinnerungen und gab Anekdoten zum Besten

Einen kurzweiligen, interessanten und amüsanten Abend erlebten die rund 150 Gäste der Veranstaltung „Sternstunden. Begegnungen mit besonderen Menschen“ mit Bernd-Lutz Lange am 1. Oktober 2021 in der Meeraner Stadthalle. Der bekannte und beliebte Autor und Kabarettist stand natürlich nicht zum ersten Mal auf der Bühne im Werner-Bochmann-Saal; Adriana Bellmann, die Leiterin der Meeraner Stadtbibliothek, begrüßte ihn als „liebgewonnenen Gast in unserer Stadt“. Mit ihm auf der Bühne der Pianist Rainer Vothel, der das Programm mit ausgewählten Stücken begleitete.

„Ein Mischprogramm“ würde es heute Abend geben, kündigte Bernd-Lutz Lange seinem Publikum an, der dafür einige seiner Bücher mitgebracht hatte. „Zwischen Altem Steinweg und Dresdner Tor“, ein Buch über die verloren gegangene Zwickauer Altstadt, welches ihm sehr am Herzen liegt, machte den Anfang.
Vor 50 Jahren wurde die mittelalterliche Altstadt abgerissen, nachdem diese den Krieg relativ unbeschadet überstanden hatte. Als er herausfand, dass es kein Buch und keine Aufzeichnungen darüber gibt, sagt er sich: „Dann muss ich es eben selbst schreiben!“
Er nahm die Gäste mit auf einen „Bummel durch eine Altstadt, die es nicht mehr gibt“,  erzählte von den Gassen mit kleinen Händlern und Geschäften, schwärmte vom Café Buschbeck und ließ natürlich die eine oder andere Anekdote einfließen, wie die vom Bäckermeister, der ein Schwein hielt, welches beim Hochwasser 1954 in Gefahr geriet, oder vom „langen Weller“, einem 2,38-Meter-Mann, der beim Zirkus Krone arbeitet und dessen Besuche bei seinen Zwickauer Eltern im „Westauto“ zur Sensation wurden.

Aus dem Leben des jungen Bernd-Lutz Lange verriet er dem Publikum, dass dieser beim Abitur an der Abendschule fast an Mathematik gescheitert wäre. Der Lehrer hieß Fröhlich, „was er bot, war für mich alles andere als fröhlich“, so Bernd-Lutz Lange, aber das Publikum bekam trotzdem einen amüsanten Bericht über sein Mathe-Abitur!
Begegnungen mit Menschen und mit besonderen Menschen folgten: Gisela May begleitete er bei Fernsehaufnahmen in der Neuen Welt auf dem Klavier – Playback, „aber kein Mensch hat etwas gemerkt!“ In einem kleinen Hotel in Berlin hatte man ihm, weil alles ausgebucht war, einen Ägypter ins Zimmer gelegt. „Der wollte am nächsten Tag von Westberlin aus nach Kairo fliegen, das war alles Welten von mir entfernt.“
Dann die Studienzeit ab 1965 in Leipzig, das Café „Corso“ als Treffpunkt von Gleichgesinnten, von dem er erzählt, er habe „nie wieder so viele Witze gehört wie dort“; die Buchmesse der 1960er/70er Jahre, bei denen er viele Stunden verbrachte und wo es an den Ständen westdeutscher Verlage, die die begehrte Literatur hatten, hieß: „Ich darf es Ihnen nicht verkaufen und Ihnen auch nicht schenken, ich kann mich nur mal umdrehen...“
Viele „Sternstunden“ und für ihn unvergessliche Erlebnisse folgten, darunter die Freundschaft mit einem jüdischen Ehepaar, deren Bekanntschaft er Anfang der 1990er Jahre machte, als er auf Einladung des Goetheinstituts in den USA war. Und bei einem gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant traf man auch noch die Schauspieler Jack Lemmon und Walter Matthau!

Zum Schluss berichtete Bernd-Lutz Lange von einem Projekt gemeinsam mit seinem Sohn Sascha. 2019 ist „David gegen Goliath – Erinnerungen an die friedliche Revolution“ erschienen. Bernd-Lutz Lange hat als einer der „Leipziger Sechs“ am 9. Oktober 1989 mit an einen Aufruf gearbeitet, den Kurt Masur über den Stadtfunk verlas und der dazu beitrug, dass diese Montagsdemonstration friedlich verlief. Auch von diesen aufregenden Tagen berichtet er dem Publikum.
Die letzte „Sternstunde“ des Abends schließlich ist Bernd-Lutz Langes druckfrisches Buch „Freie Spitzen: Politische Witze und Erinnerungen aus den Jahren des Ostblocks“, erschienen am 20. September 2021, das er dem Publikum noch kurz vorstellte, bevor er und Rainer Vothel nach einem sehr langem Applaus verabschiedet wurden.

Gemeinsam mit dem Pianist Rainer Vothel gestaltete Bernd-Lutz Lange einen kurzweiligen, interessanten und amüsanten Abend in der Meeraner Stadthalle und stand im Anschluss seinen Fans für eine Signierstunde gern zur Verfügung.