Ein Abend voller Leben – Klaus-Dieter Kunick stellte sein Buch „Der lange Weg zur Freiheit“ vor
„Das Wichtigste bei meiner Arbeit an diesem Buch war eine Sache: Respekt. Als ich mit denjenigen sprach, deren Lebensläufe in diesem Werk zu finden sind, war ich stets voller Respekt für ihre Leistungen und ihre Erfahrungen.“
Mit diesen Worten begann am 21. September 2023 eine eher nachdenkliche Lesung in der Stadtbibliothek Meerane. Der Journalist und Autor Klaus-Dieter Kunick, der mit seiner Familie in einem Ort nahe Zeitz lebt, hatte sein Buch „Der lange Weg zur Freiheit“ mitgebracht. Darin zeichnet er 30 Lebensläufe von Männern und Frauen nach und stellt besonders ihren Werdegang nach der Wiedervereinigung in den Vordergrund.
„Die DDR bestand nicht nur aus SED und Stasi. Die Menschen hatten zu dieser Zeit genauso einen normalen Alltag zu bewältigen, wie wir heute. Es gab familiäre Probleme, Schwierigkeiten bei der Arbeit, aber auch jede Menge Glücksmomente“, erklärte der Autor, bevor er zu lesen begann.
Zunächst stellte er die Fleischfachverkäuferin Hildegard vor, die nach der Wende den Sprung auf der Karriereleiter schaffte und nun richtig viel Geld verdiente. Klaus-Dieter Kunick sprach über das Leben von Ramona, die nach der Wiedervereinigung zwar einen steinigen Weg zurücklegen musste, am Ende aber eine gute Anstellung als Prokuristin innehatte. Auf der Gewinnerseite steht ebenfalls Eva-Maria Fastenau, die heutige Leiterin des Geraer Kabaretts „Fettnäppchen“. Aber auch für sie war nicht alles einfach gewesen. Mit der Wende musste sie beispielsweise lernen, dass sogar der Humor anders geworden war.
Klaus-Dieter Kunick betonte, dass er nicht nur die guten Geschichten erzählen wollte. „Wie immer gibt es Gewinner und Verlierer.“ So berichtete er von einem Landwirt, der zu DDR-Zeiten stets gearbeitet und viel geleistet hatte und kaum krank gewesen war. Trotzdem muss er heute nach dem Renteneintritt gegen die Altersarmut kämpfen. „Was habe ich falsch gemacht?“, fragt er sich, aber darauf kann ihm der Autor im Gespräch keine Antwort geben.
Beispielhaft für viele ähnliche Schicksale ist das Leben von Astrid. Als alleinerziehende Mutter hat sie viele Hürden nehmen müssen. Mit drei Kindern ist es schwierig, eine Anstellung zu finden und so schlägt sich die Frau nach der Wiedervereinigung eben irgendwie durch. Sie wünsche sich die DDR zurück, da wäre das Sozialsystem besser gewesen, erklärte sie dem Autor.
Die kleine Runde lauschte den Ausführungen und staunte, welch überraschende Wendungen so manches Leben genommen hatte. Vieles konnten die Gäste, auch aus eigenem Erleben heraus, gut nachvollziehen und einhellig stellte man fest, dass sowohl in Ostdeutschland als auch in Westdeutschland nicht alles perfekt ist.
„Heute können wir bestätigen, dass das Leben wirklich die erstaunlichsten Geschichten schreibt“, zieht Adriana Bellmann, Leiterin der Meeraner Stadtbibliothek, Bilanz. „Es war ein Abend zum Nachdenken und Erinnern und gemeinsam mit meinem Team danke ich Klaus-Dieter Kunick für diese interessante Lesung!“