Die Wahrheit tut manchmal weh - Joachim Krause auf geschichtlicher Spurensuche

Der Begriff „alternative Wahrheit“ geistert seit kurzem durch die Medien und ist letztlich einfach nur ein wohlklingenderer Begriff für Lüge. Heutzutage schickt sich das nicht mehr, und es ist immer angenehmer, Verantwortung abzugeben statt selber zu übernehmen. Sollte nämlich etwas schieflaufen, hat man die geniale Option, es auf andere zu schieben.
So ist es denn auch kein Wunder, dass Joachim Krause zur „Meeraner Geschichtswerkstatt“ in der Stadtbibliothek am 1. Februar 2017 in seinen einleitenden Worten betonte, dass sicher nicht jedem der Inhalt seiner Dokumentation gefallen dürfte. Der Grund? Der Schönberger nahm unter dem Titel „Aus dem Wieratal ins Reich“ die Kirchgemeinden in dieser Region während der 1930er Jahre genauer unter die Lupe.
„Auch ich musste das erst einmal verarbeiten“, berichtete er dem mehr als zahlreich erschienenen Publikum und erklärte: „Schon vor Hitlers Machtergreifung wählte fast die gesamte Bevölkerung des Wieratales die NSDAP.“ Das mag fürs erste noch nicht verwunderlich klingen, doch seine Nachforschungen ergaben, dass das Gedankengut des Nationalsozialismus durch die Kirchgemeinden verbreitet wurde – Institutionen, die eigentlich Frieden und nicht Politik lehren sollten. Stattdessen breitete sich vom Wieratal die sogenannte „Kirchenbewegung Deutsche Christen“ aus, was darin gipfelte, dass man im Wahn der „Entjudung“ sogar Christus selbst einen anderen Ursprung „andichten“ wollte.
Joachim Krause betonte aber, dass es ihm in dieser Dokumentation nicht um Schuldzuweisung gehe, vielmehr wolle er dokumentieren, was passieren kann, wenn Ideologien sich verselbstständigen.
Was mit großem Trubel und feurigen Reden begann, endete im Niedergang des Deutschen Reiches. „Erneut kam es zur Erprobung, wie sich nun die Kirchgemeinden nach dieser ideologischen Wende verhielten“, so Joachim Krause, welcher mittels eindrücklichem Schriftverkehrs der damaligen Zeit zeigte, dass einzelne Gemeinden und Pfarrer zurückruderten und erkannten, dass sie weit vom Worte Gottes abgewichen waren, aber eine große Aufarbeitung nicht erkennbar stattfand. Er schloss mit den Worten „es kann nun jeder für sich entscheiden, ob man das wirklich aufrichtig findet“, seine spannenden Ausführungen zur Dokumentation ab.

 

Joachim Krause stellte in der Meeraner Stadtbibliothek seine Dokumentation „Aus dem Wieratal ins Reich“ vor.