Ausstellung #StolenMemory bis 22. November 2022 in Meerane - Eröffnung und Gedenken an Opfer der Reichspogromnacht 1938
Die Arolsen Archives zeigen in Meerane die Ausstellung #StolenMemory, zu besichtigen in einem aufklappbaren Übersee-Container vor der Stadtbibliothek Meerane in der August-Bebel-Straße 49. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen der letzte Besitz von KZ-Inhaftierten und die Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten Effekten an Familien der Opfer zurückzugeben.
Am 9. November 2022 wurde die Ausstellung im Beisein von Bürgermeister Jörg Schmeißer, Marc Machold von den Arolsen Archives und Schülerinnen und Schülern Meeraner Schulen eröffnet, verbunden mit dem Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht vor 84 Jahren.
Bürgermeister Jörg Schmeißer begrüßte die Gäste, darunter auch Stadträtin Sabine Martens und Stadtrat Udo Friedrich. In seiner Ansprache erinnerte er an die Geschehnisse der Reichspogromnacht am 9. November 1938, in der ca. 1.400 Synagogen, Betstuben und Versammlungsräume jüdischer Gemeinden von den Nationalsozialisten zerstört und verwüstet wurden. Unzählige jüdische Bürger wurden ermordet, verschleppt oder in den Tod getrieben, auch in Meerane.
Den KZ-Häftlingen wurden alle persönlichen Besitzstücke abgenommen. Ca. 2.500 dieser Besitzstücke, sogenannte Effekten, bewahren die Arolsen Archives auf. Die Ausstellung berichtet über das Bemühen, diese den Familien der Opfer zurückgeben zu können.
„Diese Besitzstücke haben einen unschätzbaren Wert für die Hinterbliebenen der Opfer. Die Arbeit der Arolsen Archives ist daher von enormer Bedeutung. Wir freuen uns, dass die Ausstellung in Meerane gezeigt wird und danken den Arolsen Archives für ihr Engagement“, sagte Bürgermeister Jörg Schmeißer.
Den Opfern der Nationalsozialisten wird in Meerane auch durch das Projekt Stolpersteine gedacht, welches 1992 durch den Künstler Gunter Demnig initiiert wurde. In den vergangenen Jahren wurden zehn Stolpersteine in Meerane verlegt. Die kleinen Gedenktafeln erinnern an jüdische Meeraner Bürgerinnen und Bürger und weitere Opfer der Nationalsozialisten, darunter auch Meeranerinnen und Meeraner, die aufgrund einer Behinderung im Zuge der sogenannten Aktion T4 verschleppt und getötet wurden. Bürgermeister Jörg Schmeißer: „Die Stolpersteine und alle weiteren Gedenkstätten sollen uns immer daran erinnern, dass solche Greueltaten von Deutschland nie wieder ausgehen dürfen!“
Die Schülerinnen und Schüler des Internationalen Gymnasiums Meerane, der Oberschule Tännichtschule und der Dr.-Päßler-Schule hatten vor der Ausstellungseröffnung bereits eine Einführung in die Ausstellung durch Marc Machold von den Arolsen Archives erhalten. Im Anschluss übernahmen die Schülerinnen und Schüler sowie Mitglieder vom Jugendclub Beverly Hill’s e.V. das Putzen der Stolpersteine an den verschiedenen Standorten in Meerane und legten dort eine Rose ab. Bürgermeister Jörg Schmeißer und Cornelia Sommerfeld vom Heimatmuseum säuberten einen Stolperstein an der August-Bebel-Straße, der an Georg Salzmann erinnert.
Die Ausstellung #StolenMemory ist bis zum 22. November 2022 in Meerane, an der August-Bebel-Straße neben der Stadtbibliothek, zu sehen, geöffnet jeweils in der Zeit von 07:30 bis 19:00 Uhr.
Am 9. November wurde die Ausstellung im Beisein von Bürgermeister Jörg Schmeißer, Marc Machold von den Arolsen Archives und Schülerinnen und Schülern Meeraner Schulen eröffnet. Mit dabei auch Juliane Richter von der Partnerschaft für Demokratie Meerane im Bundesprogramm "Demokratie leben" und Sarah Hinz vom Bereich Schulen der Stadtverwaltung Meerane.
Das Ziel der Ausstellung: Aufmerksamkeit und Unterstützung
Unter der Überschrift „Gefunden“ lenkt die Ausstellung den Blick auf persönliche Gegenstände, die bereits zurückgegeben werden konnten. Sie berichtet vom Verfolgungsweg der einstigen Besitzer*innen und den Rückgaben an ihre Familien heute. Mit dem Smartphone können die Besucher*innen über QR-Codes Videoportraits aufrufen, in denen die Angehörigen selbst zu Wort kommen.
Unter der Überschrift „Gesucht“ werden „Effekten“ gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe warten. Eine wichtige Botschaft ist deshalb auch: Jede*r kann die Arolsen Archives bei der Rückgabe der Effekten unterstützen und sich selbst auf Spurensuche nach den Verfolgten und deren Familien begeben. Denn noch immer bewahrt das Archiv gestohlene Erinnerungsstücke von knapp 2.500 Personen aus ganz Europa auf.
Der emotionale Wert der Effekten
„Viele Opfer der Nationalsozialisten hinterließen keine materiellen Spuren für ihre Familien, weil die Nationalsozialisten ihnen alles nahmen“, so Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives. Die Rückgabe der Effekten sei für die Angehörigen deshalb oft sehr unerwartet: „Einige von ihnen wissen nichts oder nur wenig über diesen Teil der Lebensgeschichte ihrer Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten“. Umso wichtiger sei es, dass die Gegenstände in die Familien zurückkehrten.
Ausstellung und Website
Seit August 2020 reist die #StolenMemory-Ausstellung mit mittlerweile vier Containern durch Deutschland und seit Mai 2022 auch durch Polen und Belgien. Unterstützt und gefördert werden die Arolsen Archives bei den Wanderausstellungen durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie die diplomatischen Vertretungen der USA in Polen und Deutschland und das belgische Außenministerium.
Begleitend zur Ausstellung bietet die Website stolenmemory.org interessante Einblicke: Kurze, animierte Filme mit ergänzenden Webstories erzählen von individuellen Schicksalen. Diese Materialien wurden speziell für Jugendliche entwickelt und im Juni 2021 mit dem Grimme Online Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ausgezeichnet.
Auf der Website steht zudem umfangreiches pädagogisches Material zum kostenlosen Download zur Verfügung, das von Schulen und Bildungseinrichtungen auf allen Stationen der Wanderausstellung genutzt werden kann.
Website #StolenMemory: https://stolenmemory.org/