Ausstellung mit Arbeiten von Moritz Röbbecke in der Galerie ART IN eröffnet

Veranstaltungsformat Soirée fand großen Anklang beim Publikum

In einer neuen Dauerausstellung präsentieren die Stadt Meerane und der Meeraner Kunstverein Arbeiten des Meeraner Malers und Kopisten Moritz Röbbecke in den Räumen der Galerie ART IN Meerane im Kunsthaus. Am 26. August 2020 wurde diese Ausstellung im Rahmen einer Soirée mit interessierten Gästen eröffnet. Bürgermeister Professor Dr. Lothar Ungerer, Cornelia Sommerfeld vom Heimatmuseum und Galerieleiterin Antje-Gesine Marsch führten in das Leben und Werk des Künstlers ein. Musikalisch begleitete Ronny Kerl die Soirée.

Der Bürgermeister stellte seinen Begrüßungsworten das Motto „Röbbecke trifft Raffael – Kopist trifft Original“ voran. In diesem Jahr jährt sich der Tod des berühmten italienischer Malers und Architekten Raffael, der als einer der bedeutendsten Künstler der italienischen Hochrenaissance gilt, zum 500sten Male. In Rom wird aus diesem Anlass eine Jahrhundertschau präsentiert. Die Renaissance hat große Persönlichkeiten hervorgebracht, erinnerte der Bürgermeister. „Es muss eine spannende Zeit gewesen sein!“.
Parallelen zwischen Röbbecke und Raffael findet man kaum, am ehesten die des Kopierens, wobei es bei Raffael natürlich nicht dabei geblieben ist, so Professor Dr. Ungerer: „Doch Röbbecke zählt zur Gilde von Kopisten, die zu ihrer Zeit sehr geschätzt und geehrt waren. Dabei war es Röbbeckes Anspruch, nicht Nachahmer, sondern Schüler der alten Meister zu sein!“

Moritz Röbbecke wurde 1857 in Meerane geboren als Sohn von Friedrich Theodor Röbbecke. Ab 1871 erhielt er eine Ausbildung zum Zeichenlithographen in Leipzig, belegte Abendkurse an der Kunstgewerbeschule in Leipzig sowie bei dem späteren Romstipendiaten Erwin Langer in Dresden. 1877 folgte das Studium an der Akademie der Bildenden Künste München und 1881 der Eintritt in die Meisterklasse von Gabriel von Max, Professor für Historienmalerei.
Für sein Werk „Pharisäer und Zöllner“ erhielt Röbbecke 1882 die „Große Silberne Medaille“ von der Königlichen Akademie der Bildenden Künste.
Bis 1895 lebte und arbeitete er in München; zahlreiche landestypisch-bayerische Motive sind in seinen Arbeiten erkennbar, zu denen auch Buch- und Zeitschriftenillustrationen, bäuerliche Interieurs, Genreszenen, Landschaften, Allegorien, Stillleben, dekorative Ausmalungen und Portraits gehören.
1894 erhielt Moritz Röbbecke von Prinz Georg von Preußen den Auftrag zur Fertigung von Gemäldekopien nach Alten Meistern, die der Ausschmückung seines Berliner Palais dienen sollten. Dies führte Röbbecke nach München, Bologna, Florenz und Paris, wo der Kopist  künstlerisch dem Universal-Genie Raffael Santi begegnete.

Besonderes Augenmerk legte der Prinz bei den anzufertigenden Kopien auf die originalgetreue Wiedergabe der Bilder mit den Alterserscheinungen, die sie um 1900 trugen. Die Kopien der Alten Meister, darauf verwies Professor Dr. Ungerer, wurden zertifiziert und waren damit legal angefertigt.
Das erste Bild, welches Röbbecke kopierte, war die „Heilige Familie aus dem Hause Canigiani“ von Raffael, dessen Original in der Pinakothek in München hing (1895). Nach einem positiven Gutachten folgte der Auftrag für weitere sechs Kopien von Bildern Raffaels, u.a. die Kopie des „Porträt des Bindo Altoviti“. 1896 begann er die Arbeiten an Raffaels „Madonna della Sedia“ und schließlich im April/Mai 1897 an „Papst Julius II.“ In seiner Schaffensperiode 1898/1899 in Paris entstand neben anderen Porträts auch das „Selbstporträt mit dem Ribera“.

Moritz Röbbecke übersiedelte 1900 nach Berlin, wo er als gefragter Porträtmaler wirkte, hauptsächlich für das königlich-preußische Haus, Schlösser und Bürgerhäuser. In der etablierten, konservativen Malerszene Berlins war Röbbecke eine geachtete Persönlichkeit. Leider wurde ein großer Teil seiner Arbeiten im 2. Weltkrieg zerstört.
Nach einem Unfall und daraus resultierenden Bewegungsbehinderungen musste Moritz Röbbecke die Malerei aufgeben und zog sich 1913 aus der Öffentlichkeit zurück. Er starb 1916 in Dresden-Blasewitz. Seine Asche wurde auf dem Meeraner Friedhof beigesetzt, heute existiert das Grab nicht mehr.

Nach der Verfügung Prinz Georg von Preußen erhielt die Kunstakademie Düsseldorf die Bilder Röbbeckes. Zwei der Werke, die nun in der Galerie ART IN zu sehen sind, sind eine Leihgabe des Kunstmuseums Düsseldorf an die Stadt Meerane. Dazu gehören zwei Kopien nach Raffael „Heilige Familie aus dem Hause Canigiani“ 1895 (Original in der Pinakothek München) und „Julius II.“ 1897 (Original in den Uffizien Florenz). Die „Sixtinische Madonna“ (Original in der Gemäldegalerie Alte Meister Dresden, Druck von 1897) sowie das „Selbstporträt mit dem Ribera“ 1899 stammen aus dem Bestand des Heimatmuseums Meerane.

Bürgermeister Professor Dr. Ungerer, Cornelia Sommerfeld und Antje-Gesine Marsch informierten zu Leben und Werk Moritz Röbbeckes. Anliegen der Stadt Meerane und der Galerie ist es, das Leben und Arbeiten des gebürtigen Meeraner Künstlers in das Gedächtnis der Stadt zurückzurufen. Besonders die großformatigen Gemälde entfalten in den Räumlichkeiten der Galerie eine besondere Wirkung!