Joachim Krause gibt Einblicke in Traditionen der Altenburger Bauern

Buchvorstellung in der Meeraner Stadtbibliothek

Die Veranstaltungen mit dem Schönberger Autor, Historiker und Heimatforscher Joachim Krause stoßen stets auf großes Interesse. So auch die Vorstellung des Buches „Tracht und Tradition der Altenburger Bauern“ im Rahmen der Meeraner Geschichtswerkstatt am 28. März 2019 in der Meeraner Stadtbibliothek, zu der rund 50 Gäste begrüßt wurden.
Joachim Krause und Andreas Klöppel haben das Buch – ursprünglich vor 180 Jahren von Carl Friedrich Hempel geschrieben –  neu her­ausgegeben und mit Kommentaren versehen. Erschienen ist es im vergangenen Jahr im Sax-Verlag Beucha-Markkleeberg.

Carl Friedrich Hempel (1769–1857) kannte die Altenburger Bauern und ihre Le­bensart, berichtete Joachim Krause. Hempel, geboren als Sohn des Schullehrers in Großlöbichau, war zunächst Lehrer in der herzoglichen Resi­denzstadt Altenburg und übernahm 1804 eine Pfarrstelle in Stünzhain. Im Ruhestand überarbeitete er das erstmals 1793 verlegte Buch des Alten­burger Malers Carl Friedrich Kronbiegel „Über die Sitten, Kleidertrachten und Ge­bräuche der Altenburgischen Bauern“ grundlegend. Darin setzte er dem Stand der Altenburger Bauern ein bleibendes Denkmal in einer Zeit vielfältiger Umbrüche, in der Traditionen verloren gingen oder in Vergessenheit gerieten.

Im Mittelpunkt des Vortrages standen die verschiedenen Traditionen, bei denen die Tracht der Altenburger Bauern getragen wurde. Wer meint, das Leben der Bauern im 18. und 19. Jahrhundert sei nur hart und kärglich gewesen, der konnte sich eines Besseren belehren lassen. Natürlich gehörte jede Menge Arbeit dazu. So berichtete Joachim Krause, dass ein Bauer hoffte, im Jahr etwa 100 Taler Gewinn zu machen, und auch seine Frau sollte um die 75 Taler Umsatz erbringen, z.B. mit dem Verkauf von Käse, Milch usw. Dabei halfen Knechte und Mägde, die einer genauen Hierarchie unterlagen, und auch die eigenen Kinder waren in den Alltag eingespannt.  Mit 13 bzw. 14 Jahren wurde die Schulzeit beendet, und das Arbeitsleben begann. Dafür verdienten sie allerdings auch ihr eigenes Geld.

Doch gab es im Jahreslauf so einige Gelegenheiten, ordentlich zu feiern. Sehr beliebt waren natürlich Eheschließungen, deren Feier mindestens drei Tage dauerte und genau festgelegten Abläufen folgte. Oft standen wirtschaftliche Aspekte bei diesen Verbindungen im Vordergrund, doch ein ausgelassenes Fest durfte es schon geben, und dabei ging es, so Joachim Krause, auch schon mal ganz schön hoch her. Für den reibungslosen Ablauf, angefangen von der Vermittlung zwischen Braut und Bräutigam bis hin zum Zeremoniell der Hochzeit selbst, waren "Hochzeitbitter" zuständig, die alles organisierten, die Gäste schon einmal mit einem Scherz aufheiterten und Acht gaben, dass das Essen auch schmeckte. Heute würde man sie wohl "Hochzeitsplaner" nennen.
Andere Anlässe konnten Taufen sein, genauso wie Trauerfeiern. Auch beerdigen ließen sich Altenburger Bauern in ihrer Tracht. War man gut situiert, so engagierte der Pfarrer schon einmal alle Schüler einer Dorfschule, also bis zu 250 Kinder, um dem Verstorbenen das letzte Geleit zu geben.
Für etwas Abwechslung im Alltag sorgte ein Besuch im Wirtshaus, der mindestens einmal in der Woche Pflichtprogramm war. Dabei erfreute sich das Skatspiel, welches damals gerade aufkam und ja in Altenburg erfunden worden war, großer Beliebtheit.
Interessantes berichtete Joachim Krause auch zum Thema Erben. Zwischen dem Bauern und seinem Sohn, dem Erben des Hofes, musste alles genauestens geregelt werden,  angefangen bei Kost und Logis für den Altbauern bis hin zur genauen Versorgung im Krankheitsfall usw.

Beim Publikum fand der Vortrag regen Zuspruch, was sich am Beifall und interessierten Fragen widerspiegelte. Am Ende stand Joachim Krause gern für eine Signierstunde bereit.

Interessant war auch das Mitbringsel von Herrn und Frau Flämig aus Mülsen: Sie hatten Puppen dabei, die in originale Trachten gekleidet waren und etwa aus den Zwanzigerjahren stammten. "Sie so einzukleiden war damals nicht billig", erklärte Herr Flämig dazu.