850 Jahre Meerane: Sind wir noch zu retten?! Nachhaltigkeitsdebatte für eine Zukunft zum Mitgestalten
Im Rahmen der Festwoche 850 Jahre Meerane sollte nicht nur der Blick auf die vergangenen Jahrhunderte oder das bunte Treiben im Hier und Jetzt gelenkt werden, sondern auch Richtung Zukunft. Hierfür wurde der 1. Juni als Tag der Nachhaltigkeit bestimmt und stellte damit eine wunderbare Parallele zum Kindertag dar. Diese Veranstaltung ermöglichte es dem Publikum, sich eine eigene Meinung davon zu bilden, wie Vertretungen aus Wirtschaft, Politik und Verbänden sich nachhaltig für die Zukunft wappnen.
Die Teilnehmenden dieser Diskussion waren: Jörg Schmeißer (Bürgermeister der Stadt Meerane), Martin Walf (Stadtrat der Stadt Meerane, Meeraner Bündnis), Jörg Lutz (Oberbürgermeister der Partnerstadt Lörrach), Bernhard Herrmann (Mitglied des Bundestages, Bündnis 90 / Die Grünen), Patrick Kühni (Geschäftsführer Stadtwerke Meerane GmbH), Enrico Böhme (Geschäftsführer Magna Exteriors Meerane GmbH und stellvertretender Vorsitzender des Automotive Cluster Ostdeutschland e.V.), Ronny Wolf (Logistikchef und stellvertretender Standortleiter Volkswagen Sachsen), Franziska Kunz (Standortleiterin der Kistler Instrumente GmbH Werk Meerane und Sustainability and CSR Officer der Kistler Gruppe), Marika Knorr (Head of Sustainability and Communication der CCL Label Meerane GmbH), Boris Kaiser (CWE Chemnitz), Frank Tröger (1. Vorsitzender des Regionalverbandes Werdau/Glauchau der Gartenfreunde e.V.), Christian Bläul (Letzte Generation) und Uwe Hanisch (Naturschutzbund Deutschland e. V.).
Alexander Fischer, Sachgebietsleiter Kultur der Stadtverwaltung Meerane, eröffnete die Veranstaltung, indem er ein Zitat des Meteorologen und Klimaexperten Sven Plöger vortrug. Darin wurde die Dringlichkeit zum Handeln bezüglich des menschengemachten Klimawandels deutlich, aber auch, wie alle Menschen ins Handeln kommen können.
Zu Beginn der Diskussion hatten alle Gäste die Möglichkeit, in einem 60-sekündlichen Statement ihre wichtigsten Themen darzulegen.
Um die Diskussion zu strukturieren und in den 120 Minuten auch alle Gäste optimal einzubinden, gab die EU Taxonomie Verordnung von 2020 die Richtschnur an. Die Teilnehmenden des ersten Panels sprachen über Klimaschutz (Ziel 1) und die nachhaltige Nutzung von Gewässern (Ziel 3) und machten diese an den exemplarischen Themen Bauen, Energie sowie Wasser und Dürre fest.
Hier betonte beispielsweise Enrico Böhme, dass nachhaltiges und überlegtes Neubauen für die heutige Wirtschaft grundlegend ist und dass die Rolle von Gebäuden zur Bekämpfung des Klimawandels nicht zu unterschätzen ist. Oberbürgermeister Jörg Lutz präsentierte das für Lörrach entwickelte Wasserkonzept und beschrieb, welche energetische sowie temperaturmäßige Beeinflussung durch Wasser gelingen kann. Damit griff er auch die von Patrick Kühni getätigte Aussage auf, der vor allem das Thema regionale Speicherung von vor Ort erzeugter Energie als wichtigen Punkt zu bedenken gab.
Im zweiten Panel wurde der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft (Ziel 4) breit diskutiert. Aus Sicht von Politik und Wirtschaft berichteten hierzu eingangs Bürgermeister Jörg Schmeißer und Ronny Wolf, wie lokale Produktion und deren Produkte und Materialien so lange wie möglich genutzt, wiederverwendet und recycelt werden können. Die Vertretungen aus der Wirtschaft erklärten hierzu alle ihr Bestreben, ihre bisherigen Erfolge weiter zu optimieren und durch betriebsinterne Ziele, externe Evaluationen aber auch eigene Forschung ihre Produkte weiterzuentwickeln. Christian Bläul und Boris Kaiser gaben jedoch zu bedenken, dass Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft häufig als schöne Worte genutzt werden und ein erkennbarer Erfolg dann final doch nicht gelingt. Diese Positionierung sollte auch die größte Unstimmigkeit an dem Vormittag werden.
Zwischen den Panels bestand die Möglichkeit für die knapp 100 Zuschauenden, Fragen an einzelne Teilnehmende oder das gesamte Panel zu stellen.
Die Frage, ob die Kultur und Kunstszene einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten sollte, beantwortete Alexander Fischer mit einem klaren Ja. Auch die Kulturlandschaft müsse sich wandeln, sonst verliert sie an Relevanz. Kultur und Kunst müssen sich an die nachhaltigen, klimapositiven und naturmäßigen Anforderungen anpassen und sich ihnen notfalls unterordnen.
Im letzten Panel wurde der Schutz und die Wiederherstellung der Biodiversität und Ökosysteme (Ziel 6) von zwei Schwerpunktthemen geprägt: Stärkung des Ehrenamtes und Beispielsprojekte der Verbände.
So berichtete Uwe Hanisch unter anderem vom NABU-Projekt „Tierische Landschaftsgärtner“, worin Schafe einerseits die Biodiversität auf den Wiesen durch ihre natürliche Lebensweise erhöhen, anderseits Natur so zum Miterleben und Mitgestalten einlädt.
Frank Tröger knüpfte an und unterstrich den Slogan der eigenen Website: „Bereit für Zukunft“. Denn trotz des Rückbaus von Kleingartenparzellen erlebt er immer wieder kreative neue Konzepte und sieht in den Rückbauten auch eine Chance zur Renaturierung.
Bernhard Herrmann und Jörg Schmeißer betonten am Ende noch einmal, wie wichtig es ist, dass ehrenamtliches Engagement bei Umweltverbänden gestärkt wird, auch von politischer Seite.
Bernhard Herrmann war es auch ein Anliegen, dass auch immer die aktuellen Förderungen für die Kommunen genutzt und die vielfältigen Gesetze transparent und praxisorientiert an die Kommunen von der Bundespolitik gegeben werden.
Den Abschluss bildete eine 20-sekündige Zusammenfassung jedes Gastes mit seinen wichtigsten Anliegen. Marika Knorr und Franziska Kunz betonten darin, dass es ein gutes Signal ist, dass Wirtschaftsvertretungen, Verbände und auch die Politik das Thema Nachhaltigkeit als so wichtig einstufen. Sie merkten ebenfalls an, dass es das Ziel eines jeden Menschen sein sollte, die Natur zu schützen, die Welt zukunftsfähiger zu gestalten und die Gesellschaft positiv zu verändern.
Beim anschließenden Mittagessen setzten sich die offenen und konstruktiven Gespräche abseits der Bühne fort. Einigkeit bestand bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei dem Zeichen nach außen: Nur gemeinsam können wir nachhaltige Veränderung bewirken!
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Nachhaltigkeitsdebatte am 1. Juni 2024 auf dem Teichplatz. Fotos: Pierre Johne, Stadtverwaltung